Sonntag, 24. April 2016

Sonntagsfreude - Laufen

Der positive Effekt von sportlicher (physischer) Betätigung auf das psychische Wohlbefinden wird in einer Vielzahl medizinischer Studien bestätigt. In einer aktuellen Studie untersuchte Emily E. Bernstein, eine Psychologieprofessorin aus Harvard, inwiefern tägliche Aerobic Übungen oder Jogging Runden helfen, Schwierigkeiten bei der Regulation von Emotionen zu überwinden. Hier konnte insbesondere den Aerobic Übungen eine positive Wirkung bescheinigt werden. Aber auch das Joggen kann helfen, Emotionen zu regulieren, Gedanken zu sortieren, ja sogar Entscheidungen zu treffen.

„Every major decision I’ve made in the last eight years has been prefaced by a run“ erklärte der Filmemacher und Youtuber Casey Neistat dem Magazin „Runner’s World“. Auch ich habe schon einige (wichtige) Entscheidungen während oder nach dem Laufen getroffen (unter anderem die für die neue Stelle im Rheinland). Und wenn ich in den letzten Wochen am Feierabend die Laufschuhe geschnürt und meine Runde im Stadtwald gedreht habe, tat ich das, um „raus zu kommen“. Nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes, sondern auch gedanklich. Raus aus dem Büro an die frische Luft und raus aus den Gedanken des Arbeitstages.


Spaß habe ich beim Laufen eigentlich nicht. Im Gegensatz zum Radfahren finde ich es eher mühsam und muss mich manchmal richtig zwingen mich aufzuraffen. Im Gegensatz zu Radfahrern bringen Läufer einem auch selten einen fröhlichen Gesichtsausdruck entgegen, wenn sie einem entgegen traben. Aber das Gefühl nach dem Laufen ist ein angenehmes. Erschöpft, aber zufrieden etwas geleistet zu haben und vor allem (meistens): klar im Kopf! Die letzten Wochen bin ich zudem mit dem Ziel gelaufen, mich auf den heutigen 10km Lauf vorzubereiten. Und das hat mir (wie bei den Teilnahmen der letzten Jahre) richtig Freude bereitet. In einer riesigen Gruppe zu starten, vom Streckenrand aus angefeuert zu werden und das Gefühl etwas geschafft zu haben am Ende mit tausenden anderen fremden und bekannten Mitläufern zu teilen - das macht Spaß! Und während ich meine Trainingsrunden teilweise (größtenteils) eher gemächlich absolviert habe, bin ich die 10 km heute sogar nicht nur in persönlicher Bestzeit, sondern auch gleich zum ersten Mal unter 50 Minuten gelaufen. Sonntagsfreude!

Jetzt werden die Laufsachen guten Gewissens eine Pause einlegen. Als Ersatz packe ich den Wanderrucksack und starte auf meine erste mehrtägige Wandertour. Ich bin schon gespannt, ob mich die Füße ähnlich zuverlässig tragen werden, wie beim heutigen Lauf. Und bin mir sicher, dass die Stunden, die wir in 6 Tagen auf italienischen Wanderwegen verbringen werden, mindestens genauso gut zum Gedanken sortieren und Entscheidungen treffen taugen, wie die Jogging-Runden im Stadtwald.

Dienstag, 12. April 2016

Geschwisterbeziehungen - zweiter Teil

Über die Beziehung zu meinem Bruder habe ich hier schon einmal geschrieben. Geändert hat sich seitdem nicht viel und das eher in positiver Hinsicht. So hatte ich bei den letzten Familienzusammenkünften das Gefühl, mein Bruder hat ein wenig Egoismus durch Rücksichtnahme uns gegenüber eingetauscht und mir fiel es umgekehrt leichter als früher über die Spuren in Küche und Bad hinweg zu sehen. Die selbstgestrickten Socken stehen zu meiner Freude immer noch hoch im Kurs.

Von meinem Bruder habe ich jedenfalls jede Menge gelernt und vielleicht würde er dieses Kompliment ja sogar zurück geben. Aktuell wird er vom Lernen jedoch fürs erste genug haben und sich nach wochenlangem Lernprozess eine höchstverdiente Pause gönnen. Davor muss das in- und auswendig gelernte „nur“ noch abgeliefert werden - ich spare mir an dieser Stelle einen Kommentar über meine Gedanken zur Sinnhaftigkeit dieses, unserem Bildungssystem geschuldeten Prozedere. Das Examen schafft er auch noch, da bin ich mir sicher. Um ihm das Überstehen ein wenig zu erleichtern (falls das nur irgendwie möglich ist), habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein kleines Survival-Kit zu schicken.


Darin gelandet sind:
Schokolade - als Nervennahrung
Halsbonbons - zum Durchatmen
ein roter Faden - falls er seinen verliert
Kräutertee - zur Entspannung
Energieriegel - gegen sinkende Konzentration
und ein Stein - der ihm vom Herzen fallen kann.

Inspiriert hat mich dieser Artikel der letzten Creadienstag-Runde und teilnehmen möchte ich mit meinem kleinen Paket am heutigen Creadienstag. „Geschwisterbeziehungen sind einmalig, weil es keine andere Form der Beziehung gibt, in der dieselbe Biologie und Soziologie geteilt wird“, erklärt der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort. Ich jedenfalls drücke meinem Bruder die nächsten drei Tage so fest es geht die Daumen und hoffe, dass meine guten Gedanken dementsprechend auf einer besonders zuverlässigen Leitung übertragen werden. Toi, toi, toi.

Sonntag, 10. April 2016

Sonntagsfreude - Sein

„Es geht ums Sein und nicht ums Werden.“ Noch so ein Spruch, den ich oft im Sinn habe. Dabei kann ich nicht mal eine Quelle zuordnen. Vielleicht mal irgendwo gelesen? Falls Google die Weiten des Internets zuverlässig durchsucht, dort schonmal nicht. Vielleicht aber auch nur gehört - in einem Film z.B.? Oder aber in einer der zahlreichen Therapiestunden, denen ich beisitzen durfte. Letzteres erscheint mir am wahrscheinlichsten. Vielleicht, so ganz vielleicht, stammt der Satz aber auch von mir. Die Erkenntnisse aus 100 + x Stunden tiefenpsychologischer Analyse, auf den Punkt gebracht.

Gestern habe ich über die Analogie zwischen Wetter und Emotion geschrieben (aktuell und dazu bestens passend habe ich heute diesen Cartoon entdeckt). Das Wetter als „Sein“, die Witterung als „Haben“ und das Wettergeschehen als „Werden“ und schon steht der Vergleich. Sein, Haben und Werden möchte ich heute etwas genauer betrachten. In umgekehrter Reihenfolge.

„Werden“ ist das was in unserer Gesellschaft mittlerweile einen großen Stellenwert einnimmt. Los geht es spätestens in der Schule (teilweise sogar schon viel früher, Stichwort: Frühförderung). „Kind, was soll nur aus dir werden?“ fragt Oma den 7jährigen Maxi, dessen Lehrerin ihm bescheinigt „zum wiederholten Male die Hausaufgaben vergessen“ zu haben. Und ein Jahr später dann: „Was möchtest du denn mal werden?“ Maxi sagt „Indianer“ und versteht nicht, warum Oma resigniert den Kopf schüttelt. Wir lernen, etliche Tätigkeiten und Gedanken darauf auszurichten, unser „Werden“ zu beeinflussen.

Das „Haben“ ist meist eng damit verknüpft und auch hier lernen wir oft schon früh, wie wichtig (materieller oder monetärer) Besitz ist. Die 10€, die Maxis Oma ihm für das unerwartet gute Zeugnis zusteckt, das neue Modellauto, dass er sich davon kauft oder der Lohn, den sein Vater monatlich nach harter Arbeit auf dem Konto erwartet, um sich endlich ein Motorrad zu anzuschaffen. Ist es wirklich das, was die beiden glücklich macht? Oder ist Maxi letztendlich viel zu angestrengt damit beschäftigt, das Auto vor seinem kleinen Bruder zu verteidigen, während seinem Vater bei all der Arbeit gar keine Zeit bleiben würde für die regelmäßige abendliche Motorradtour, von der er so intensiv träumt…

Warum sind wir so bedacht darauf, auf Momente hinzuarbeiten, die wir uns im Vorfeld viel zu oft viel zu anders vorstellen, als es dem tatsächlichen Erleben entsprechen würde? Warum sind wir gedanklich oft so viel mehr in der Zukunft als im Hier und Jetzt? Eine berechtigte Frage. Kindern fällt es um Längen leichter im Moment zu leben. Die Fähigkeit autobiografische Ereignisse zeitlich zu ordnen, entwickelt sich erst ab dem 8. Lebensjahr. Kausal-motivationale Kohärenz (Tun der Vergangenheit mit Resultaten bzw. Erwartungen der Zukunft zu verknüpfen) als Teil dieser zeitlichen Kohärenz entsteht im Wesentlichen zwischen dem 12. und 20. Lebensjahr. Die Kinder, die ich im Kindergarten kennen lernen durfte, konnten nichts damit anfangen, wenn man ihnen versprach den großen Hängesessel "morgen" wieder aufzuhängen. Sie konnten das Glücksgefühl, dass ihnen das Schaukeln hier und jetzt brachte, gedanklich nicht an eine Aussicht auf möglicherweise kommende Umstände koppeln und auf den folgenden Tag übertragen.


Ich habe die Erfahrung gemacht, dass echte Glücksmomente nicht planbar sind. Wenn mich das schaukeln jetzt glücklich machen würde, wer sagt, dass mir morgen dabei nicht flau im Magen oder schwindelig wird? Darüber hinaus hat ein Glücksgefühl für mich meist wenig damit zu tun, dass ich etwas „geworden“ bin oder dass ich etwas „habe“. Stattdessen kommt es kraftvoll, meistens ohne Ankündigung, oft ohne mein Zutun, manchmal sogar ohne greifbaren Grund. Immer ist es ein Gefühl des „Seins“.

So zum Beispiel Momente auf dem Fahrrad, geprägt von Entdeckung von Landschaft, Natur, Tieren, Orten, Menschen, …Oder auch meine heutige Sonntagsfreude. Seit längerem träume ich vom eigenen Gemüse- und Obstanbau, letzten Sonntag habe ich schon erwähnt, dass ich sehr spontan eingeladen wurde, in einem Schrebergarten mitzuhelfen. Heute habe ich Eimer, Schaufel und Harke in die Hand genommen und mein erstes eigenes Gemüsebeet angelegt. Völlig unbedarft, habe ich drei Stunden lang in der Erde gebuddelt, um am Ende die ersten Samen zu verteilen. Habe ich dabei an das Ergebnis gedacht? Nein, ich war so vertieft und vollkommen zufrieden mit mir selbst, dass mir der Tag und die Tätigkeit in positiver Erinnerung bleiben wird, ganz egal, ob ich in ein paar Wochen oder Monaten die Früchte meiner Arbeit ernten kann, oder nicht.


Dazu beigetragen haben viele Dinge. Die Sonnenstrahlen (womit ich die Brücke zum Wetter nochmals schlage), die Marienkäfer, Hummeln, Regenwürmer, Tausendfüßler, … die Begegnungen in und um dem Garten herum, der Weg dorthin, der Weg zurück, der Kontakt zur Erde mit Händen und Füßen. Ich bin begeistert und überzeugt vom Barfuß laufen, das habe ich bereits in meinem ersten Blogartikel erwähnt und auch der Titel des Blogs ist letztlich darauf zurückzuführen. Die Freude heute barfuß in der Erde herum zu stapfen war doppelt so groß wie ich vorher dachte und die Füße waren danach auch nur halb so dreckig wie meine Mutter im Vorfeld sicherlich befürchtet hätte. Meine Gedanken zu Werden/Haben und vor allem Sein teile ich gerne nicht nur als Freude sondern auch als Inspiration. Und an Morgen denke ich heute sicher nicht mehr!

Samstag, 9. April 2016

"Hinter den Wolken scheint immer die Sonne"

sagt man. Ein Postkartenspruch, den ich, entsprechend Wetter- und/oder Gefühlslage regelmäßig im Sinn habe. „Das Wetter charakterisiert den Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt“ erklärt Wikipedia, und sei damit „das augenblickliche Bild eines Vorgangs“, nämlich dem des Wettergeschehens. „Der allgemeine Charakter des Wetters über einen längeren Zeitraum betrachtet“ wird als Witterung bezeichnet.

Gefühle funktionieren ähnlich, finde ich, und wage es die Definition zu analogisieren. „Das Gefühl charakterisiert den Zustand einer Person an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt“ als „augenblickliches Bild seines Daseins“. Das Wetter als „Sein“, die Witterung als „Haben“ und das Wettergeschehen als „Werden“ und schon steht der Vergleich.

Und der Zusammenhang geht sogar noch ein Stück tiefer. Als „wetterfühlig“ bezeichnet man Menschen, die überdurchschnittlich empfindlich gegenüber Witterungserscheinungen sind. Symptome können neben körperlichen, wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, auch seelische Leiden sein. Gleichermaßen wird dem ganzen eine umgekehrte Kausalität unterstellt: Forscher behaupten, dass psychisch Beeinträchtige stärker auf Witterungsbedingungen reagieren als gesunde Menschen. Wenn das Wetter auf die Psyche schlägt und die angeknackste Psyche übersensibel auf das Wetter reagiert, ist der Teufelskreis perfekt. Ursache wird zu Wirkung, Wirkung zu Ursache und einer Verstärkung der Symptome steht nichts mehr im Wege. Am Ende weiß keiner mehr was zuerst da war: das Wetter oder die miese Stimmung?

Ich weiß nicht recht, ob ich an Wetterfühligkeit glaube. Medizinische Studien, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Wetter und Wohlbefinden nachweisen, gibt es laut Wikipedia nicht. Und ist es nicht bei jeglichen Umständen so, dass sie die Stimmung des Einen mehr und die des Anderen weniger beeinflussen?

Mich selber würde ich jedenfalls nicht als wetterfühlig bezeichnen. Momente, in denen mir das Wetter auf die Stimmung schlägt, kenne ich gut und das ist ganz unabhängig von der Ausprägung möglich. Aber ich reagiere nicht hochsensibel, sondern vielmehr äußerst wohlwollend und sehe das als Schlüssel zum Erfolg. Wenn Menschen sich über das Wetter aufregen, denke ich mir oft, es gäbe doch so viel wichtigeres in das man seine Energie stecken könnte. Ich versuche das Wetter anzunehmen wie es ist und das zunächst wertfrei. Ich kann ohnehin keinen Einfluss darauf nehmen (außer durch einen Ortswechsel, der in den seltensten Fällen spontan in ausreichendem Ausmaß machbar ist).

Die Steigerung der wertfreien Wahrnehmung ist die positive Wahrnehmung. Hier stellt mich das Wetter vor eine größere Herausforderung. Vor allem an die sintflutartigen Regenfälle, wie ich sie in dieser Regelmäßigkeit bislang an keinem Wohnort erlebt habe, musste ich mich erstmal gewöhnen. Geholfen hat die Anschaffung eines Regenponchos - meine „Investition des Monats“ im Januar. Wer nicht glaubt, dass es eine wahre Freude sein kann mit so einem Teil durch strömenden Regen zu radeln, der möge es nur einmal selbst ausprobieren. Es lohnt sich, man bleibt erstaunlich trocken und als es nach der Anschaffung das erste mal wieder in Strömen regnete, habe ich mich darüber gefreut, der Welt endlich den neuen Poncho präsentieren zu können.


Das Frühlingswetter macht es mir leicht, es positiv zu sehen. Wie wunderbar sind die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die ersten Tage, an denen ich in der Mittagspause ohne Jacke rausgehen konnte, die ersten summenden Bienen, blühenden Sträucher, zwitschernden Vögel, … Genauso gehört für mich auch ein bedeckter, wolkenverhangener Himmel dazu. Die Natur erwacht und das nicht von heute auf morgen. So wie ich morgens durchaus mal etwas länger brauche, gönne ich auch dem Wetter seine Zeit, sich auf die wärmere Hälfte des Jahres einzustellen. Und Frühlingsregen? Wer einmal bewusst den Geruch bei leichtem Nieselregen oder nach einem Regenschauer an Frühlingstagen wahrgenommen hat, wird auch diesen nicht mehr missen mögen. So haben mich weder die Regentropfen auf der Nase bei der Feierabend-Jogging-Runde am Donnerstag, noch der Schauer gestern Abend, als ich mit dem Rad nach der Arbeit unterwegs war, um noch ein paar Besorgungen zu machen, gestört - ganz im Gegenteil.

Der Anblick danach: das perfekte Bild zu „Hinter den Wolken scheint immer die Sonne“. Dichte, dicke, dunkle Wolken am Himmel, aber irgendwo kam sie durch und hat das Haus gegenüber Scheinwerfer-artig in Szene gesetzt. Ist es mit unseren Gefühlen nicht oft genauso? Selbst Tage, an denen ich mich niedergeschlagen, betrübt, vernebelt, unruhig (man beachte Parallele der Begrifflichkeiten zum Wetter) oder frustriert, traurig, wütend fühle, beinhalten Momente, die mir das sprichwörtliche Lächeln ins Gesicht schauen, und sind sie noch so kurz und unscheinbar. Diese bewusst wahrzunehmen, ist eine tägliche Übung.

Wer anfangen möchte zu üben, kann es sich erleichtern, indem er über Dinge nachdenkt, die ihm unabhängig von Wetter- und Gefühlslage gut tun. Sich in ein schönes Café setzen und ein Heiß- oder Kaltgetränk (je nach Wetterlage ;-)) zu genießen, kann eine Möglichkeit sein. Ist es draußen trist und grau, macht man es sich drinnen gemütlich und beobachtet, wie sich die Menschen draußen entnervt durch den Wind und Regen kämpfen. Haben die Sonnenstrahlen Kraft genug, Psyche und Körper zu erwärmen, sitzt man draußen und ist mitten drin im Geschehen.


Heute steht eine Radtour auf meinem Programm. Die Sonne scheint und den Samstagskaffee (mit dem ich mich zum virtuellen Kaffeeklatsch und zum Samstagsplausch geselle), den ich mir im Anschluss oder währenddessen gönnen werde, werde ich vielleicht sogar mit Blick in den freien Himmel genießen können. Mal sehen, wie beständig die Wetterlage heute ist. Übel nehmen, werde ich ihr einen Umschwung nicht: die kenne ich doch nur zu gut von meiner eigenen Gefühlslage.

Sonntag, 3. April 2016

Sonntagsfreude - Plastikfrei

Nach den ersten Touren des Jahres am letzten Wochenende in der Heimat, habe ich gestern die erste lange Radtour in der neuen Umgebung gemacht. Man muss eine ganze Weile fahren, bis man die städtische Gegend hinter sich lässt und dann ziemlich aufpassen nicht direkt in der nächsten Stadt zu landen, aber ich habe ein paar schöne Wege gefunden. Die Welt mit Radleraugen sehen, tut mir gut und ich kann gar nicht erklären warum.


Besonders gefreut habe ich mich gestern über die milden Temperaturen und über die vielen Triebe, Knospen und Blüten, die mittlerweile zu entdecken sind. In einem Waldabschnitt wurde sogar darauf hingewiesen, die Wege nicht zu verlassen, da der Waldboden im Frühjahr vollständig mit Wildblumen bedeckt ist (was man in dieser Gegend nur noch selten beobachten kann). Es sah so aus, als würde der freundliche Hinweis wirken :-)

An anderen Teilen der Strecke, vor allem entlang stärker befahrenen Straßen, zeigte sich ein weniger schönes Bild. Alle paar Meter Müll, hier eine Tüte, da eine Verpackung, dort ein Kaffeebecher… Das meiste davon aus Plastik. Wir muten unserer Umwelt vieles zu, was sie eigentlich nicht langfristig verkraften kann und Plastik gehört dazu. Anfang März habe ich mich entschieden einen kleinen Beitrag zu leisten und versucht plastikfrei einzukaufen. Ich habe es mir wesentlich schwieriger vorgestellt und bleibe auf jeden Fall dabei. Dabei habe ich mich im Vergleich zu diesem und ähnlichen Beispielen wirklich nicht mit Ruhm bekleckert und trotzdem ein Häufchen Plastikmüll zu verbuchen.


Der Plastikmüll stammt im Wesentlichen aus Vorräten, bei denen ich mir nun überlege, wie ich sie, einmal aufgebraucht, auch plastikfrei besorgen kann. Polenta in einer Papiertüte habe ich z.B. schon entdeckt. Manche Dinge werde ich mir trotz Verpackung zugestehen, z.B. die Hafermilch und bestimmt auch hin und wieder einen Energieriegel. Konsequent bleiben möchte ich bei Obst und Gemüse und das ist im Bioladen oder auf dem Markt erfreulicherweise auch kein Problem. Mal sehen wie ich mich schlage, wenn die ersten Alltagsgegenstände wie Duschgel und Waschmittel ausgehen. Bambuszahnbürsten stehen schon auf der Liste und inspirieren lasse ich mich bei #EiNaB.

Vielleicht geht dieses Jahr sogar der Traum eines kleinen Gemüsegartens in Erfüllung. Spontan hat sich das Angebot der Mithilfe in einem Schrebergarten aufgetan, den ich mir heute direkt angeschaut habe. Dabei sind dann doch noch ein paar mehr Fotos entstanden und auch wenn ich genau wie gestern mit dem Rad unterwegs war, erlaube ich es mir meine Frühlingsspazierfahrt inmitten dieser Sammlung von Frühlingsspaziergängen zu verlinken :-)

Freitag, 1. April 2016

Update: Kreativität

Auch wenn ich nicht darüber gebloggt habe: gebastelt, gestaltet und gewerkelt habe ich weiter viel. Es sind einige kreative Dinge entstanden, aber vielleicht weniger solche, die sich dafür eignen, hier in eigenen Beiträgen gezeigt zu werden. Deswegen fasse ich das ganze kurz zusammen.

Die Weihnachtszeit verging vor allem durch den spontanen bevorstehenden Ortswechsel mal wieder wie ein Elektronenflug im Teilchenbeschleuniger und in den Genuss selbst gemachter Geschenke kamen, abgesehen von Plätzchen und kleinen Zeichnungen, nur meine Oma, mein Vater und mein Bruder. Letzterer dafür gleich dreifach im Laufe des Herbst/Winters: aus biozertifizierter Wolle („Kontrolliert biologische Tierhaltung“) habe ich ihm (mal wieder) drei Paar Socken gestrickt. Von den letzten - einfarbig rot - ist gar kein Bild entstanden, so schnell wurden sie getragen. Zur Sache mit der Wolle habe ich mir einige Gedanken gemacht, möchte an dieser Stelle aber gerne anderen das Wort überlassen und verweise auf einen, wie ich finde sorgfältig ausgearbeiteten Artikel, der einen guten Überblick bietet und größtenteils aktuell sein sollte.


Die Häkelliebe ist nach wie vor groß. Für meinen Vater habe ich, inspiriert durch die anthroposophische Kindergartenausstattung, ein Schneckenband gehäkelt. Auch davon ist bislang leider kein Foto entstanden. Dafür aber von den Untersetzern, die ich für meine Oma gehäkelt habe. Zur Stabilisierung sind sie auf Filz aufgenäht. Was mir nach wie vor am besten gefällt und am meisten Spaß macht, ist Tapestry Crochet. Die Hülle für das neue Smartphone ist mir fast wichtiger als das Smartphone an sich. Eine weitere ist leider ein kleines bisschen zu schmal geworden und wird von den Familienmitgliedern mit Telefonen passender Größe verschmäht. Sie dient mir daher als Brillenetui.


Ansonsten sehe ich das Gestalten der Zimmer, in denen ich untergekommen bin, als kreativen Prozess, der mir sowohl in Berlin, als auch in der Kölner WG sehr gut getan hat bzw. tut. Die Postkartensammlung, die im letzten Beitrag zu erkennen ist, passend anzuordnen, Bilder aufzuhängen, Pflanzen (nur Kakteen, für alles weitere sind meine Daumen nicht grün genug) und Kerzen aufzustellen, das Zimmer sauber und ordentlich zu halten… All das trägt momentan zu meinem Wohlbefinden bei. Und so musste es heute nach Feierabend sogar noch eine Radtour zum Baumarkt sein, um Holzleisten zu besorgen, die nur darauf warten dieses Wochenende zugesägt und abgeschliffen zu werden, damit zwei weitere Bilder nach einem eigens ausgetüftelten Prinzip ihren Platz an der Wand finden können. Eine willkommene Abwechslung vom neuen, ungewohnten Büroalltag.