Ich finde ein schönes Plätzchen zum Verweilen und unterhalte mich kurz mit einer älteren Dame mit Rollator, die ebenfalls Brötchen holen war und recht beeindruckt von meinen Reiseplänen ist. Irgendwann wird es dann aber doch ziemlich ungemütlich, weil der Wind einfach zu stark ist und mir sogar die Tüte mit noch zwei Brötchen drin wegpustet.


Das Gute beim Fahren: der Wind bläst in die richtige Richtung. So profitiere ich deutlich und komme auf dem zweiten Abschnitt richtig gut voran. Nach Rathenow folge ich auch wieder dem Havelradweg und was soll ich sagen … ein schöneres Stück Radweg bin ich selten gefahren! Fernab jeglicher Straßen führt der Weg durch wunderschöne Landschaften des „Ländchen Schollene“, abwechselnd gesäumt von Wald und Wiese, weitestgehend Naturschutzgebiet. Begegnen tut mir kaum jemand und ich wundere mich, warum auf dieser schönen Strecke nicht mehr Radler unterwegs sind. Fotos mache ich allerdings auch kaum – ein einziges soll es zwischen Rathenow und Garz gewesen sein. In Garz mache ich Mittagspause, bestaune die Fachwerkrundkirche aus dem Jahr 1688 (die angeblich schiefer als der Schiefe Turm von Pisa ist) und die Backsteinbauernhöfe, und setze mich kurz an einen Rastplatz, bevor mich auch hier der Wind im wahrsten Sinne des Wortes weitertreibt. Auf den letzten 15 km muss ich dann doch nochmal gegen ihn kämpfen, komme aber trotzdem gut und sehr zeitig (14 Uhr 30) am Zielort Havelberg an.


So bleibt auch heute wieder ausreichend Zeit für eine kleine Besichtigungsrunde. Der Stadtkern von Havelberg ist eine Insel zwischen zwei Havelarmen, eigentlich „spektakulär“ (Zitat Reiseführer). Leider ist auch diese Stadt ziemlich verlassen und es herrscht jede Menge Leerstand, ca. jedes zweite Ladengeschäft scheint betroffen. Ich spaziere vorbei an der Stadtkirche St. Laurentius und finde ein geöffnetes Café, an dem ich ein Eis essen kann, erklimme die Domtreppe und blicke auf die Stadt herab. Auch den Dom selbst schaue ich mir an und mache mich dann wieder auf den Weg durch die Stadt zurück zu meiner Pension. Und nun überrascht mich doch noch ein Regenschauer, die letzten Meter renne ich, nass werde ich trotzdem. Am Abend schaue ich Fernsehen, telefoniere, arbeite mich durch den ersten Teil einer Uni-Hausaufgabe, die ich nächsten Dienstag noch abgeben muss, und plane die Strecke für morgen.
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