Sonntag, 12. Juli 2020

Urlaub, Tag 5 und 6: Ein Tag in Hamburg und ein jähes Ende

Mittwoch mache ich ganz planmäßig einen Tag Pause in Hamburg. Ich werde von der Sonne geweckt, trinke an der Hotelbar einen Kaffee, schreibe eine Runde Postkarten und breche dann auf, um die Stadt zu erkunden. Über den Platz der Republik und am Altonaer Rathaus vorbei laufe ich zum „Altonaer Balkon“, von wo aus ich einen beeindruckenden Blick über den Hamburger Hafen habe. An der Elbe entlang geht es weiter bis zur Elbphilharmonie und zur Speicherstadt. Dort biege ich links ab und laufe am Alsterfleet entlang in Richtung Binnenalster/Rathausplatz.



Dort überrascht mich der erste Regenschauer. Aus dem Nichts heraus kommt ziemlich viel Wasser vom Himmel, ich habe keine Regenjacke an und stelle mich unter – die Hamburger hingegen laufen weiter, als wäre es nichts. Im weiteren Verlauf des Tages erlebe ich noch 2-3 weitere Schauer und vermute, dass man sich daran mit der Zeit wohl zu gewöhnen scheint.



Gegen Mittag hole ich meine ehemalige Arbeitskollegin an ihrer neuen Arbeitsstelle ab. Am Alsterufer laufen wir weiter Richtung Hamburg-Eppendorf, von dort aus geht es am Isebekkanal zurück in Richtung Sternschanze. Wir haben uns viel zu erzählen und halten trotzdem immer wieder inne, um die verschiedenen Charakter der Stadtviertel und ihrer BewohnerInnen einzuordnen.

Als Ziel haben wir die „Eisbande“ auserkoren- eine in der Vegan-Szene über die Grenzen Hamburgs hinweg bekannte Eisdiele, deren Besuch sich mehr als lohnt. Anschließend trinken wir im Laden gegenüber einen Kaffee, um uns aufzuwärmen – mit Temperaturen um die 15-20 Grad habe ich für Anfang Juli wahrlich nicht gerechnet. Gestärkt geht es weiter durchs Schanzenviertel bis zur WG von meiner ehemaligen Kollegin – und von dort für mich am Abend zurück zum Hotel.

Hier schalte ich als erstes den Fernseher an. Das wichtigste für die Weiterfahrt: die Wetterprognose. Diese ist leider nicht gerade vielversprechend. „Zwei Regentage liegen noch vor uns“, heißt es aus dem ZDF-Wetterstudio. „Und zwei Etappen liegen noch vor mir“, denke ich ernüchtert und beginne, mich mit verschiedenen Alternativen für die Weiterfahrt zu befassen. Am Abend bin ich noch voller Hoffnung, die nächste Etappe trotz schlechter Prognose antreten zu können. Die Strecke führt parallel zur Bahnlinie und ich könnte alle paar Kilometer abbrechen und den Zug nehmen.



Am nächsten Morgen wird aber schnell klar, dass es keinen großen Sinn macht, aufs Rad zu steigen. Der Regen ist einfach zu stark und soll den ganzen Tag über anhalten. Und nicht nur das: auch für den Folgetag sieht es leider nicht besser aus. Da zwar die Zugverbindung von Hamburg nach Bremerhaven recht gut, die Zugverbindung für die geplante letzte Etappe von Bremerhaven nach Wilhelmshaven keine besonders reizvolle Option ist, entscheide ich irgendwann schweren Herzens, die Tour an dieser Stelle abzubrechen und den Zug zurück nach Berlin zu nehmen. Das fällt mir besonders schwer, da ich in Wilhelmshaven noch einen Freund besuchen wollte, den ich schon mehrere Jahre nicht mehr getroffen habe. Aber inkl. Rückfahrt nach Berlin noch über 10 Stunden im Zug und diverse Umstiege mit Fahrrad und Gepäck möchte ich nicht auf mich nehmen.



So verbringe ich also den Vormittag in einem Kaffee am Bahnhof Altona, blicke aus dem Fenster auf das im Dauerregen geparkte Fahrrad und die hartgesottenen Hamburger, die gemütlich auf der (überdachten) Terrasse sitzen, und warte auf die Abfahrt des ICE, in Richtung Berlin. Am Abend erfahre ich in den Tagesthemen, dass für den Ort Bremervörde, der mein heutiges Mittagspausenziel gewesen wäre, mit 13,6 °C die niedrigste Juli Höchsttemperatur in Deutschland seit 30 Jahren verzeichnet wurde. Das Wetterglück war mir auf dieser Tour einfach nicht hold.

An den folgenden Tagen ist meine Stimmung ziemlich gedrückt. Anders als bei früheren Radtouren habe ich nicht das Gefühl, etwas „erreicht“, etwas „geleistet“ zu haben. Mit fehlt sowohl die intrinsische Bestätigung als auch die Anerkennung von außen, die mir sonst bei der Ankunft am Zielort entgegengebracht wurde. Ich bin unausgeglichen und unzufrieden mit mir selbst und es fällt mir schwer, mich neu auszurichten. Ich hoffe, das gelingt mit dem Start in die neue Woche und nehme mir an dieser Stelle vor, mal wieder regelmäßig den einen oder anderen Blogbeitrag zu veröffentlichen.

Dienstag, 7. Juli 2020

Urlaub, Tag 4: Zwischenstopp in Hamburg

Heute Morgen steht nur eine einzige bange Frage im Raum: Was macht der Wind? Komme ich heute besser voran? Ja! Das Schicksal ist mir hold, der Wind bläst mir zwar immer noch tendenziell entgegen, das aber vergleichsweise schwach und ich mache die schöne Erfahrung, dass man auf dem Elbdeich auch in „normalem“ Tempo und mit „normalem“ Kraftaufwand radeln kann. So bin ich schnell wieder motiviert - und darin auch gut beraten, denn ich muss ja noch 35 km von gestern nachholen!


Den ursprünglich für gestern geplanten Übernachtungsort erreiche ich heute nach ca. 2 Stunden. Die Entscheidung des gestrigen Abbruchs bereue ich heute nicht mehr - gestern hätte ich wohl doppelt so lange gebraucht und wäre noch x Mal nass geworden. Heute scheint immer wieder die Sonne, ich vertreibe mir die Zeit mit Storche zählen (beim zwanzigsten !!! höre ich auf - es sollten aber noch einige folgen) und schaffe 65 km, bevor ich mich zu einer Mittagspause entschließe.


Plan A – nach Lüneburg abzuzweigen und von dort mit dem Zug bis Hamburg zu fahren – verwerfe ich. Der Gedanke, es vielleicht doch mit Muskelkraft bis Hamburg zu schaffen, ist heute zu reizvoll. Plan B – in Hamburg Bergedorf die S-Bahn zu nehmen und mir die letzten 20 km zu sparen, mache ich dann irgendwann vom Wetter abhängig: kommt der für den Nachmittag angekündigte Regen, nehme ich die Bahn, kommt er nicht, fahre ich durch.


Es blieb trocken. Zumindest bis Hamburg. Kurz vorm Hauptbahnhof fing es dann doch noch ziemlich zu regnen an und für die letzten 7 km bis zu meinem Hotel in Hamburg-Altona kommt die Regenkluft mal so richtig auf ihre Kosten. Und ich denke mir: „Du bist in Hamburg, was erwartest du?“ Bei Ankunft stehen heute 120 km auf dem Tacho – ich bin k.o., freue mich über das schöne Zimmer und nehme eine ausgiebige heiße Dusche. Am Abend treffe ich noch eine Verabredung für den nächsten Tag, an dem ich einen Tag Pause einlegen werde, gucke Dokus und genieße die Vorfreude – morgen soll es keinen Regen geben!

Montag, 6. Juli 2020

Urlaub, Tag 3: Gegenwind

Heute zittere ich beim Losfahren: Lebhafter Westwind ist angekündigt, in Verbindung mit meiner Fahrtrichtung West-Nordwest eher nicht das, was ich mir für eine 120 km Etappe gewünscht hätte. Aber mir bleibt keine andere Wahl, als trotzdem loszufahren, und so fahre ich trotzdem los und harre der Dinge, die da kommen bzw. wehen. Heute bin ich sogar noch früher dran als gestern und nehme mir vor, die Strecke in aller Ruhe anzugehen.

Am Ende des Tages bin ich dann aber leider doch ganz schön unzufrieden mit mir. Kurz gesagt: ich habe kapituliert. Der Wind war einfach zu stark und ich merke schon auf den ersten 10 Kilometern, dass dagegen anzukämpfen und mit im Schnitt 15 km/h an der Elbe entlang eiern, mir keinen Spaß macht. Also muss eine Alternative her und die Suche danach gestaltet sich gar nicht so einfach. Via Telegram vergebe ich einen Rechercheauftrag an Mama, um selbst in die Pedale treten und zumindest etwas vorankommen zu können. Doch das Fazit ist ernüchternd. Irgendwo ein Stück mit dem Zug zu fahren, um den Weg zur gebuchten Unterkunft abzukürzen, ist keine Option. Eine geeignete Bahnlinie befindet sich nicht in der Nähe. Also bleibt nur weiterfahren und notfalls ein früheres Etappenziel mit Übernachtungsmöglichkeit wählen.

Viel mehr habe ich dann auch nicht zu berichten. Ich versuche nicht ganz die Moral zu verlieren, sehe drei Rehe, dutzende Greifvögel, hunderte Schafe, komme einem Storch ganz nah und kämpfe mich Meter für Meter voran. In Wittenberge mache ich eine Pause, die das Wort Pause nicht verdient hat, da es anfängt zu regnen und ich unter einem notdürftigen Unterstand gegenüber vom Marktplatz zu frieren beginne, im Stehen nur schnell ein Brötchen esse und als der Regenschauer vorbei gezogen ist weiterfahre, bevor mich der nächste ereilt.



Weitere Pausen mache ich nicht, muss allerdings oft genug anhalten, die Wind- gegen die Regenjacke tauschen, die Regenhose an- und kurz später wieder ausziehen oder einfach meinem Wetterfrust frönen und tief durchatmen, bevor es weitergeht. Ich habe mir vorgenommen, 80 km bis Dömitz zu fahren und weiß, dass ich dort sicher eine Unterkunft finden werde – notfalls das 3 Sterne Hotelzimmer für 150 € die Nacht. So tief muss ich dann doch nicht in die Tasche greifen, in der Radlerpension bekomme ich ein günstiges und wirklich gemütliches Einzelzimmer. Dabei erklärt mir die Herbergsmutter am Telefon zunächst, sie könne mir nur noch ein Doppelzimmer anbieten. Als ich 10 Minuten später vor der Pension stehe, erfahre ich, sie habe das Zimmer vor 5 Minuten an eine andere Person vermietet, aber ich würde sicher bei der Pension gegenüber noch etwas bekommen. Und als ich mich freundlich und verständnisvoll verabschiede und auf dem Absatz kehrtmache, bietet sie mir erst doch noch ein anderes Doppelzimmer an und führt mich letztlich in ebendieses Einzelzimmer, das dann plötzlich doch frei zu sein scheint. Die spontan überlegt und etwas willkürlich wirkende Zimmer-Vergabe-Politik verstehe ich nicht im geringsten, bin aber froh und dankbar, nehme eine Dusche und bummel dann noch einmal durch den beschaulichen Ort und seine sanften Sommerregenschauer.



Die Regenschauer bestärken mich darin, dass es sinnvoll war, nicht weitergefahren zu sein. Aber ärgern tue ich mich trotzdem. Auf meinen früheren Touren waren 110-120 km der Standard – auf dieser Tour genügen mir 80-90 km am Tag, was nicht daran liegt, dass ich körperlich erschöpft bin. Vielmehr stelle ich die letzten Tage fest, dass ich einfach nicht mehr so viel Lust auf diese „echten“ Tagestouren habe und es mir gerade mehr liegt, den Nachmittag und Abend Zeit zu haben, die Zielorte noch zu Fuß zu erkunden. Das fühlt sich ein bisschen nach Niederlage an, aber rein rational gesehen ist es doch nur eine wertvolle Erkenntnis, denke ich mir. Morgen, so hoffe ich, wird es etwas windstiller sein. Dann werde ich dem Elberadweg auch frohen Mutes eine zweite Chance geben!

Sonntag, 5. Juli 2020

Urlaub, Tag 2: Rückenwind

Die zweite Etappe meiner Tour führt mich von Brandenburg an der Havel nach Havelberg. Die wichtigste Frage heute: Hält das Wetter? Es scheint so. Die Prognosen wurden von Tag zu Tag besser und als ich am Morgen in die Wetter-App schaue, ist kein Regen mehr angekündigt. Dafür Wind und das nicht zu wenig. Weil der im Laufe des Tages stärker werden soll und ich ohnehin eher unruhig geschlafen und früh aufgewacht bin, breche ich noch vor 9 Uhr auf. Und weil ich den doch sehr dunklen Wolken am Himmel nicht so recht über den Weg traue, entscheide ich mich heute (wo das noch gut möglich ist) für die kürzere Variante der Strecke. Ich lasse die Havel zunächst links liegen und folge der Bundesstraße bis Rathenow. Die Landschaft ist schön, der Verkehr ist ruhig und die Straße ist stets begleitet von einem bestens ausgebauten Radweg. Rathenow erreiche ich noch vor halb elf, die Innenstadt ist mehr oder weniger ausgestorben, doch zumindest eine Bäckerei hat geöffnet und ich versorge mich erstmal mit Kaffee und Brötchen. Meinem Umweltbewusstsein zum Trotz in Papiertüte und Einwegbecher. Den Mehrwegbecher habe ich ärgerlicherweise zuhause vergessen und das „Brotsackerl“ steckte leider einfach zu weit unten in der Fahrradtasche.


Ich finde ein schönes Plätzchen zum Verweilen und unterhalte mich kurz mit einer älteren Dame mit Rollator, die ebenfalls Brötchen holen war und recht beeindruckt von meinen Reiseplänen ist. Irgendwann wird es dann aber doch ziemlich ungemütlich, weil der Wind einfach zu stark ist und mir sogar die Tüte mit noch zwei Brötchen drin wegpustet.



Das Gute beim Fahren: der Wind bläst in die richtige Richtung. So profitiere ich deutlich und komme auf dem zweiten Abschnitt richtig gut voran. Nach Rathenow folge ich auch wieder dem Havelradweg und was soll ich sagen … ein schöneres Stück Radweg bin ich selten gefahren! Fernab jeglicher Straßen führt der Weg durch wunderschöne Landschaften des „Ländchen Schollene“, abwechselnd gesäumt von Wald und Wiese, weitestgehend Naturschutzgebiet. Begegnen tut mir kaum jemand und ich wundere mich, warum auf dieser schönen Strecke nicht mehr Radler unterwegs sind. Fotos mache ich allerdings auch kaum – ein einziges soll es zwischen Rathenow und Garz gewesen sein. In Garz mache ich Mittagspause, bestaune die Fachwerkrundkirche aus dem Jahr 1688 (die angeblich schiefer als der Schiefe Turm von Pisa ist) und die Backsteinbauernhöfe, und setze mich kurz an einen Rastplatz, bevor mich auch hier der Wind im wahrsten Sinne des Wortes weitertreibt. Auf den letzten 15 km muss ich dann doch nochmal gegen ihn kämpfen, komme aber trotzdem gut und sehr zeitig (14 Uhr 30) am Zielort Havelberg an.



So bleibt auch heute wieder ausreichend Zeit für eine kleine Besichtigungsrunde. Der Stadtkern von Havelberg ist eine Insel zwischen zwei Havelarmen, eigentlich „spektakulär“ (Zitat Reiseführer). Leider ist auch diese Stadt ziemlich verlassen und es herrscht jede Menge Leerstand, ca. jedes zweite Ladengeschäft scheint betroffen. Ich spaziere vorbei an der Stadtkirche St. Laurentius und finde ein geöffnetes Café, an dem ich ein Eis essen kann, erklimme die Domtreppe und blicke auf die Stadt herab. Auch den Dom selbst schaue ich mir an und mache mich dann wieder auf den Weg durch die Stadt zurück zu meiner Pension. Und nun überrascht mich doch noch ein Regenschauer, die letzten Meter renne ich, nass werde ich trotzdem. Am Abend schaue ich Fernsehen, telefoniere, arbeite mich durch den ersten Teil einer Uni-Hausaufgabe, die ich nächsten Dienstag noch abgeben muss, und plane die Strecke für morgen.



Samstag, 4. Juli 2020

Urlaub, Tag 1: Start der Radreise

Nach dem jähen Ende des Isolationstagebuchs wage ich spontan einen Neustart. Es gibt immer noch Corona, es gibt immer noch Isolation, es gibt immer noch Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Homeoffice und viel zu viele Videokonferenzen. Aber es gibt auch Veränderungen. Es gibt nämlich nicht mehr so viel Corona. Zumindest nicht in Deutschland.

Damit hat auch die Medienpräsenz deutlich abgenommen. „Es gibt keine Zahlen mehr“ dachte ich mir vor einigen Wochen. Die „Corona-Tabelle“ auf der Startseite von Spiegel Online war verschwunden. (Man findet die Tabelle aber immer noch unter https://www.spiegel.de/thema/coronavirus/. Und der Blick auf einige andere Länder ist leider auch immer noch besorgniserregend.) Es gibt nur noch selten das „ARD Extra: Die Corona-Lage direkt nach dieser Tagesschau“. Und das NDR Coronavirus-Update mit Christian Drosten hat sich gar bis Ende August in die Sommerpause verabschiedet.

In kleinen Schritten wird „alles“ wieder ein bisschen „normaler“. Ich war mal wieder bei meinen Eltern in Würzburg, habe mich ganz vereinzelt mal wieder mit Freunden getroffen und seit zwei Wochen darf ich zumindest an zwei Tagen die Woche wieder in mein Büro. Eine große Erleichterung! Mehrere Stunden am Stück in reizarmer Umgebung konzentriert und ohne Unterbrechungen arbeiten – das ist für mich zuhause einfach nicht machbar.

Jetzt ist aber erstmal Urlaub. Und auch den verbringe ich mehr oder weniger „normal“. Dass ich auch dieses Jahr wieder eine Radreise machen werde, hatte ich mir schon vor Corona vorgenommen. Heute ging’s los und damit starte ich hier mein Urlaubstagebuch. Jeden Tag eine kurze Zusammenfassung und ein paar Bilder. Mal sehen, ob das klappt. Die diesjährige Tour führt in sechs Etappen über Hamburg nach Wilhelmshaven an die Nordsee. Die erste Etappe führte mich von Berlin über Potsdam und Werder an der Havel nach Brandenburg an der Havel. Ab Wannsee immer entlang der Havel. Kurz zusammengefasst: viel Wasser, viel Wiesen, (ein bisschen zu) viel Wind (aber an den werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen).



Die Havel ist ein besonderer Fluss, weil sie durch zahlreiche kleine und größere Seen fließt. Wannsee, Jungfernsee, Tiefer See, Templiner See, Petzinsee, Schwielosee, Zernsee, Göttinsee, Trebelsee – die ersten 50 km folgte ein See dem nächsten und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich wohl gar nicht gemerkt, dass ich eigentlich an einem Fließgewässer unterwegs bin. In Werder verliere aufgrund von Baustellen und Umleitungen und viel Verkehr den Radweg und fahre 5 km im Kreis. Ärgerlich, aber angesichts der vergleichsweise kurzen Startetappe noch zu verschmerzen.


Nach Werder radelt man „auf dem Deich“ – rechts die Havel, teilweise hinter einem schmalen Baumstreifen versteckt, links Wiesen, Felder und etliche Pferdekoppeln. Bestens geeignet, um die Gedanken schweifen zu lassen und monoton in die Pedale zu treten. Orte passiere ich keine mehr und bin froh, dass ich mich vorausschauend in Werder versorgt habe und an einem Picknickplatz irgendwo im nirgendwo eine Mittagspause machen kann.




Auf dem zweiten Teil der Tour fängt es immer wieder an, ganz leicht zu nieseln. Aber ich habe Glück und mehr als diese paar einzelnen Tropfen kommt heute nicht vom Himmel. Das heutige Ziel erreiche ich dann nach 85 km schon am Nachmittag. In einer kleinen, familiär geführten Pension werde ich freundlich empfangen, beziehe mein Zimmer und habe nach dem Duschen und kurzen Ausruhen noch genug Energie für eine Runde durch die Stadt, vorbei an ein paar historischen Bauwerken, Denkmälern, Kirchen und natürlich einer Eisdiele. Den Abend begleitet dann das spannende Ende des DFB-Pokalfinales der Damen und das weniger spannende DFB-Pokalfinale der Herren.