Sonntag, 21. Dezember 2014

Sieben Sachen Sonntag

Heute richte auch ich mich ganz nach der ursprünglichen Idee des Sieben Sachen Sonntag: 7 Bilder von 7 Sachen, für die ich an diesem 4. Adventssonntag meine 2 Hände gebraucht habe.


#1 Getippt - immerhin eine Seite der Abschlussarbeit.

#2 Gepresst - Zitrone, um die Vitaminversorgung zu gewährleisten.

#3 Geschnürt - die Schuhe für einen Spaziergang bei (dem derzeit viel zu seltenem) Sonnenschein.


#4 Gedrückt - auf die Fernbedienung, um Biathlon zu schauen.

#5 Gehäkelt - die Abschlussreihe vom Dreieckstuch! Jetzt fehlt nur noch der Rand.


#6 Gezündet - die vierte Kerze an.

#7 Gepackt - die letzten Geschenke.

Und damit verabschiede ich mich für ein paar Tage aus der Bloggerwelt in die Weihnachtsferien, wiederhole #4 und widme mich den Rest des Nachmittages noch mal dem Wintersport und wünsche allen die dies lesen fröhliche und besinnliche Feiertage! :-)

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Filzuntersetzer

Wie ich in meinem Post über das Schenken schon erwähnt habe: ein paar Geschenke habe ich doch selber gemacht und eine kleine Geschenkidee möchte ich heute, eine Woche vor Heiligabend noch zeigen, denn diese Filzuntersetzer sind wirklich unheimlich schnell gehäkelt.



Ich finde sie jedenfalls sehr nett, habe bereits einige davon gemacht und wer genügend Garn- und Filzfarben kombiniert, kann sogar dafür sorgen, dass auf der nächsten Familienfeier keine Gläser mehr verwechselt werden - zumindest sofern alle in der Lage sind sich zu merken, welcher Untersetzer ihnen zugeteilt wurde :D


Die ersten meiner Untersetzer sind nach dieser Anleitung entstanden. Da mir das Ganze als Weihnachtsgeschenk doch etwas zu "blumig" war, habe ich mein Kopfkino seines Amtes walten lassen und die Umrandung heute alternativ mit Pikots gehäkelt (2 Luftmaschen + 1 feste Masche in die erste Luftmasche). Gefällt mir so auch ganz gut :-)

Ein weiterer Link geht zur Häkelliebe und weil ich Häkeln, Filz und Schenken mag auch zu Mittwochs-Mag-Ich!

Dienstag, 16. Dezember 2014

Kreativ in der Küche

Ich bin mal ganz offen: auch die Zubereitung von Mahlzeiten und das Einnehmen ebendieser wird im Rahmen einer Essstörung zu einem äußerst kreativen Prozess. Wäre das Ganze nicht aufgrund des damit verbundenen Nachgebens/Auslebens von Zwängen und natürlich auch aus gesundheitlicher Sicht mehr als ernst zu nehmen, könnte man es definitiv als amüsant ansehen. Irgendwie tue ich das auch oft, viele Verhaltensweisen sind an Absurdität und Abnormität eigentlich kaum zu übertreffen. Meistens schäme ich mich aber für das Theater, das ich veranstalte, für den Aufwand, den ich betreibe oder dafür, mich einfach nicht mehr entspannt mit dem Thema/dem Akt der Nahrungsaufnahme auseinandersetzen zu können.

Ereignisse wie Weihnachten stellen da eine besondere Herausforderung dar und ich kann kaum abschätzen, wie viele Sekunden, Minuten, Stunden … ich mich damit gedanklich schon beschäftige. Heute bin ich zwecks meiner ‚Was esse ich bloß an Weihnachten?‘ Planung erstmalig tatkräftig geworden und habe mir Lebkuchen gebacken. Irgendwie lächerlich und irgendwie traurig, dass ich bislang nur einen einzigen und zwar den winzigsten unter den kleinsten, den ich im verlockend duftenden Lebkuchenberg erspähen konnte probiert habe, aber wenigstens habe ich mich dazu überwunden und kann daher sagen, dass ich sie geschmacklich sogar für recht gesellschaftsfähig halte (was bei so manch anderen Dingen die ich esse definitiv nicht der Fall ist).


Das Rezept ist dennoch etwas ‚anders‘ als so manch einer wohl backen würde, bestimmt gesünder als der gängige Weihnachtskram, aber wirklich einfach und kommt mit wenigen Zutaten aus:

250gr Mandeln und 250gr Getreide (ich habe Kamut verwendet) mahlen und mit einem Päckchen Backpulver, 0.5 TL Natron, einer Prise Salz, 2 EL Lebkuchengewürz (bzw. einer Mischung aus Zimt, Koriander, Anis und Nelken) und der abgeriebenen Schale einer Zitrone vermischen. 300gr Datteln in 300gr Wasser einige Stunden einweichen, mit einem Mixer oder Pürierstab pürieren, zur Mehlmischung geben und alles mit dem Handrührgerät vermengen. Hände anfeuchten, kleine Kugeln formen, auf ein Backblech mit Backpapier setzen und ein wenig flach drücken. Ofen auf 225 Grad vorheizen, Temperatur auf 160 Grad reduzieren und 10 Minuten backen, dann weitere 20 Minuten bei 140 Grad backen. Fertig!

Die Lebkuchen sind außen ein wenig knusprig und innen richtig schön weich und saftig - ich hoffe, das bleibt auch bei Lagerung bis Weihnachten so und noch mehr hoffe ich, dann auch mit Genuss und einigermaßen gutem Gewissen, welche essen zu können.

Verlinkt beim Creadienstag - vielleicht sucht ja jemand neben den vielen Geschenkideen auch noch nach einer Backanregung :D - und beim Weihnachtszauber, da lohnt es sich wirklich zu stöbern - so viele schöne Beiträge!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Die Sache mit den Geschenken


Sind sieben verpackte Geschenke ein legitimer Beitrag zum Sieben Sachen Sonntag? Eine Sonntagsfreude bereiten sie mir in jedem Fall und der Prozess des Verpackens erforderte sieben mal ganze sieben Schritte: Papier zuschneiden, Stofffetzen abschneiden, Stofffetzen annähen, Papier zusammennähen, Geschenk reinlegen, letzte Seite mit kleiner Verzierung versehen und schließen, Namen drauf schreiben. Mir gefiel der Gedanke ein wenig ungewöhnlich und plastikfrei zu verpacken und das Packpapier mag ich sowieso lieber als kitschiges buntes Geschenkpapier mit aufdringlichen Weihnachtsmotiven. Mit diesem Ergebnis meiner kreativen Gedankengänge bin ich also recht zufrieden.

Mit den Geschenken habe ich mir dieses Jahr etwas schwer getan, obwohl ich eigentlich sehr gerne schenke. Ich wollte Vieles (Alles?) selber machen, hatte so viele Ideen im Kopf und in den unendlichen Weiten der Kreativbloggerwelt tauchen zurzeit jeden Tag unzählige Beiträge über Weihnachtsgeschenkideen und deren Fertigung auf, die es mir nicht einfacher machten. Letztendlich bin ich daran gescheitert meine eigenen Fähigkeiten und die mir zur Verfügung stehende Zeit richtig einzuschätzen. Kennt ihr das? Man sieht ein genähtes Täschchen, das gestrickte Stirnband, den gehäkelten Topflappen, liest die Anleitung dazu oder überlegt sich selber wie es gemacht wurde und es erscheint einem total unkompliziert, einfach und vor allem innerhalb weniger Minuten gemacht? Ich muss gestehen, dass mir das wirklich oft passiert, ich aber vor allem beim Nähen noch eine ganze Menge Lernbedarf habe, vieles einfach mal ausprobiere und die Dinge dabei auch nicht selten alles andere als gelingen.

So habe ich letztlich entschieden, doch einige Geschenke zu kaufen (und den selber gemachten Anteil eben auf die Gestaltung der Verpackung zu beschränken). Ich hoffe sehr, die Beschenkten freuen sich dennoch - denn deswegen kann Schenken dem Schenkenden doch auch (manchmal sogar genau so viel wie dem Beschenkten) Freude bereiten!

Stressig sollte es jedenfalls nicht sein und so bin ich recht froh, einen gewissen Teil der Geschenke „fertig“ zu haben. Ein paar Sachen wurden oder werden zwar selber gemacht, aber ich sehe den verbleibenden Tagen bis Weihnachten nun etwas entspannter entgegen und hoffe, dass auch die noch unfertigen Teile rechtzeitig fertig werden, verpackt werden können und dass ich damit Familie und Freunden über diese kleine Geste ein bisschen zeigen kann, wie wertvoll sie mir sind, was mir auf andere Art und Weise derzeit nicht ganz leicht fällt.

Das schöne weihnachtliche Webband habe ich zusammen mit ein paar anderen schönen Kleinigkeiten bei einer Verlosung von Nina gewonnen. Noch ein Grund zur Freude, danke dafür! :-)

Und noch ein Nachtrag: Eines der Geschenke habe ich gerade noch fertig gemacht, um es morgen zur Post zu bringen. Da der Beschenkte in diesem Fall bestimmt nicht mit einem Päckchen (von mir) rechnet und es für ihn demnach wohl eine besondere Überraschung sein wird, freue ich mich sogar noch ein bisschen mehr. Ein wirklich schönes Gefühl.

Montag, 8. Dezember 2014

Fragmente eines erkenntnisreichen Wochenendes

… sind meine gestrigen Sonntagsfreuden! Intensiv, anstrengend, voll mit Programm - aber schön und abwechslungsreich.


Ich mag es in „fremden“ Wohnungen zu sein, zu sehen, wie Andere ihr Zuhause einrichten und gestalten, es sich wohnlich machen.


Es hat Spaß gemacht beim Baumschmücken zu helfen. Dies mit bunten Holzfiguren aus allen erdenklichen Ecken des Tierreiches zu tun, finde ich immer wieder eine ganz besondere Idee.

Auch das Austauschen über Handarbeiten und über das Leben an sich war dieses mal nur wenig mit negativen Gefühlen verbunden.

Toleranz, Offenheit, Herzlichkeit, Rücksicht und Gastfreundschaft wird mir immer wieder (immer noch?) von so vielen Seiten entgegengebracht. Das berührt mich, erfüllt mich mit Dankbarkeit und lässt mich inständig hoffen, dass ich irgendwann in der Lage bin all das auch wieder zurück zu geben.


Der Sonntag bot Unterhaltungsprogramm erster Klasse: einen wirklich bewegenden Film, der einen mit Kloß im Hals den Saal verlassen, mich persönlich aber auch die eigene Situation plötzlich wieder ein wenig aussichtsreicher und hoffnungsvoller ansehen ließ.

Gefolgt von einem nervenaufreibenden Basketballspiel bei toller Atmosphäre, das am Ende leider unheimlich knapp die „falsche Mannschaft“ gewonnen hat.

Und zum Abschluss eine Sache, die mir immer mal wieder exemplarisch in den Sinn kommt, wenn ich erklären soll, was ich mir unter „Andere in meinem Alter führen im Gegensatz zu mir ein ‚normales‘ Leben.“ vorstelle: Sonntags Abends zum gemeinsamen Kochen und Tatort schauen verabreden.

Es hat gut getan all diese Dinge zu erleben. Aber es bleiben auch Fragen: Wann/Warum habe ich aufgehört ‚normal‘ zu leben? Habe ich überhaupt jemals damit angefangen? Warum tue ich mir so schwer, welche Aspekte/ Eigenschaften/ nicht vorhandene Fähigkeiten hindern mich? Vielleicht gilt es ja, gerade das herauszufinden.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Leistung, Lob und Anerkennung

Das Thema Leistung und wie wir in unserer Gesellschaft damit beispielsweise über das Äußern von Lob und Anerkennung umgehen, beschäftigt mich schon länger. Erbrachte Leistungen in jeglichen Bereichen, Schule, Studium, Beruf, aber auch Freizeit und Familie, sind oft verbunden mit Rückmeldungen, Urteilen oder Bewertungen. Vielleicht zu oft?

Prinzipiell ist das Erbringen einer Leistung doch zunächst erst mal etwas Positives und in der Regel auch mit entsprechend guten Gefühlen verbunden. Dem Gefühl etwas geschafft zu haben. Stolz darauf zu sein, eine bestimmte Fähigkeit zu besitzen und sich diese zu nutze gemacht zu haben. Und wünschenswert wäre wohl auch eine Verbundenheit mit dem Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben.

Ich frage mich manchmal, in welchem Umfang diese Gefühle intrinsisch, also lediglich, weil man selber mit sich und seiner Leistung zufrieden ist, entstehen und wie groß der Anteil der Auswirkung von Reaktionen der Umwelt auf die Gefühlslage des Leistenden ist. Verspürt man nicht oft noch deutlich mehr Stolz und Freude über die Dinge, wenn sie von anderen bewundert, gelobt oder einem hoch angerechnet werden? Und wenn ja, ist das sinnvoll? Sollte es nicht viel mehr so sein, dass einen die eigenen Leistungen von innen heraus befriedigen, man mit sich und seinen Tätigkeiten derart im Reinen ist, dass diese einen erfüllen und stolz machen, ohne dass es einer Bestätigung von Außen bedarf?

Mir fällt es momentan schwer Lob und Bewunderung überhaupt noch anzunehmen, weil mir genau dieser Aspekt abhanden gekommen ist. Ich erbringe zwar scheinbar Leistungen, die andere auch als solche anerkennen, auf die ich selber aber nicht stolz bin und die mich nicht erfüllen. Deswegen kann ich es so gar nicht leiden, dafür Bestätigung zu bekommen, gelobt, bewundert oder positiv beurteilt zu werden. Ich bin mit diesen Tätigkeiten und mir selbst oft so völlig im Unreinen, dass sie für mich auch keine Leistungen darstellen. Im Gegenteil, ich komme mir oft ziemlich blöd und lächerlich vor und habe das Gefühl, ich müsste jeden Moment aufhören und etwas vollkommen Anderes tun. Aber dann weiß ich eben nicht, was ich tun soll, was ich überhaupt will, was mich ausmacht und worüber ich mich - ganz unabhängig von Urteilen, Einschätzungen, Erwartungen und Rückmeldung anderer - definiere...


Eine solche „Scheinleistung“ ist das Studium. Heute habe ich meine Abschlussarbeit angemeldet. Und trotz Angst vor der Leere danach, verspüre den Drang, die Sache zu beenden. Wohl weniger, weil ich etwas Neues beginnen will (ich weiß ja nicht was), aber vielleicht in der Hoffnung etwas Neues beginnen zu müssen, wenn es erstmal so weit ist.

Auch für die handwerklichen Dinge werde ich oft gelobt und eigentlich freue ich mich in diesem Fall darüber. Aber auch hierbei tut sich ein Teil von mir schwer, das anzunehmen und die Freude zuzulassen, stellen vor allem das Häkeln und Stricken doch Tätigkeiten dar, die mir nicht selten nur dazu dienen, mir die Zeit zu vertreiben. Mich zu beschäftigen in Zeiten, in denen andere Menschen aktiv sind, Dinge unternehmen, Freude und Spaß am Leben haben. Wenn ich so darüber nachdenke, stehe ich dem Ganzen sehr zwiegespalten gegenüber.


Das beste Beispiel für derartiges Empfinden, ist diese Decke, die ich den Sommer über gehäkelt habe. Manchmal sicherlich drei oder sogar mehr Stunden am Tag war ich Reihe für Reihe wie besessen damit beschäftigt, mein Werk zu vollenden, einfach, weil ich mich vollkommen in das Häkeln vertiefen konnte und kaum Gefahr bestand, dass ich ins Grübeln über den Sinn des Lebens kam. Ich habe mich gefreut, als die Decke fertig war, ich bin stolz ein so großes Projekt beendet zu haben und ich bin sicher, sie wird mich im Gegensatz zu so manch einer gekauften Decke viele (insbesondere hoffentlich auch noch fröhlichere) Jahre begleiten. Aber wenn andere überschwänglich Begeisterung über die ganze Sache geäußert haben, konnte ich wenig damit anfangen und auch wenn ich nach Veröffentlichen dieses Beitrages den Rest des Abends mit Häkeln oder Stricken verbringen werde, werde ich mich fragen, ob das nun etwas Gutes oder Schlechtes, Falsches oder Richtiges ist und mich ein wenig darüber ärgern, dass ich mir nicht einfach mal „Das ist jetzt eben so.“ sagen und die Situation vollkommen wertfrei annehmen kann.


Über positive Rückmeldungen auf diesen Blogeintrag werde ich mich sicherlich dennoch freuen und verlinke die Decke daher beim heutigen RUMS und der Häkelliebe im Dezember :-)

Dienstag, 2. Dezember 2014

Kindheit

Im Rahmen einer tiefenpsychologisch analytischen Psychotherapie kommt man wohl nicht drum herum irgendwann über seine Kindheit zu sprechen. Nach mittlerweile fast zwei Jahren Therapieerfahrung habe ich allerdings langsam das Gefühl, das zur Genüge getan zu haben. Sicherlich ist Vieles was man in frühen Lebensjahren erlebt wichtig und entscheidend für die spätere Entwicklung, aber das umgekehrt Vieles oder sogar Alles, was man später so macht, denkt oder fühlt alleine oder zumindest im Wesentlichen davon abhängt, das wage ich doch zu bezweifeln.

Ich hatte eine glückliche Kindheit. Gewiss gab es Situationen, Kontakte, Begegnungen, bei denen man im Nachhinein dazu neigt, sie als problematisch, die freie Entfaltung behindernd oder der eigenen Entwicklung nachteilig zu beurteilen, aber dennoch, ist es nicht so, dass man aus jeder Situation und Erfahrung ein bisschen mehr lernt zu leben?

Was ich mich derzeit jedoch häufiger frage ist, wann ich meine kindliche Unbeschwertheit verloren habe und ob das etwas Unvermeidliches ist oder ob man lernen kann, sich diese beizubehalten oder zurück zu gewinnen. Als Kind habe ich anders an das gedacht, was kommen wird. Was der nächste Tag, die nächsten Wochen, der nächste Monat bringt. Einerseits konkreter, andererseits sorgloser. In Bezug auf klare, greifbare Momente, anstehende Verabredungen und Ereignisse habe ich mir zwar Gedanken über die Zukunft gemacht, aber dieses belastende Grübeln über das Große und Ganze und die damit verbundenen Gefühle der Leere, des Trübsals, der Mutlosigkeit, an die kann ich mich nicht erinnern.

Natürlich gab es Situationen, die mich nervös gemacht haben, auf die ich keine Lust oder vor denen ich Angst hatte, weniger aber das Gefühl der Überforderung, mit dem ich heute oft zu kämpfen habe. Sollte das Gefühl, den Dingen nicht gewachsen zu sein, nicht gerade als Kind - der Körpergröße entsprechend - gerechtfertigt sein? Warum kommt es mir erst jetzt, warum fühle ich mich jetzt so schutzlos, schwach, klein und auf eine eigentlich kindliche Art und Weise hilflos?

Ganz anders, aber irgendwie trotzdem eng damit verbunden ist das Gefühl, die Zeit anders/besser nutzen zu müssen, welches mir, wenn ich ans Kind sein zurück denke in dieser Form nicht ins Bewusstsein kommt. Dieses Gefühl des „Sollens“ und „Müssens“, das der Frage „Was will ich eigentlich?“ so gar keinen Raum mehr lässt. Und dabei vielleicht gerade deswegen auftaucht, weil ich letztere einfach nicht beantworten kann.

Eine materielle Kindheitserinnerung, deren Daseinsende kürzlich gekommen ist, war mein fröhlich bunter Regenschirm, der mich einige Jahre und auf so manchen ungemütlichen, tristen, nassen Wegen begleitete. Nachdem zwei Streben gebrochen und der aufgespannte Schirm einem abwechselnd rechts und links ins Gesicht wehte, schien mir eine weitere Verwendung als solcher nicht mehr besonders sinnvoll zu sein.

Der Schirm wäre demnach sicherlich in seiner Gesamtheit im Mülleimer gelandet, wäre nicht ein weiterer nützlicher Alltagsgegenstand ungefähr zur gleichen Zeit durch deutliche Abnutzungsspuren aufgefallen. Der Türstopper, der unser Eingangstor am Einrasten hindert und ein bisschen dem Scheppern entgegenwirkt, wirkte wirklich nicht mehr besonders einladend (um nicht zu sagen abschreckend). Und da das Schirmmaterial im Gegensatz zum alten Stopperstoff ja sogar wasserabweisend ist, habe ich aus diesem kurzerhand einen neuen gemacht. Fröhlich, bunt und einladend, kann ich mich nun fast jedes mal bei Öffnen des Tores ein bisschen an die Unbeschwertheit der Kindheit erinnern und bin vielleicht ja doch irgendwann in der Lage mir diese nicht nur ins Gedächtnis, sondern auch ins aktuelle Gefühlsleben zurück zu rufen.


Verlinkt bei: creadienstag, UpcyclingDienstag

Sonntag, 30. November 2014

Sonntagsfreude - Ankommen im Advent

Der Duft der Bienenwachskerze auf dem Adventsteller, der sich nach Anzünden der ersten Kerze heute Morgen innerhalb weniger Augenblicke im ganzen Esszimmer verbreitete, hat mich mit dem Beginn der Adventszeit ein wenig versöhnlich gestimmt. Dieser Kerzenduft, und mein damit verbundenes Abschied nehmen von der Herbst- und Willkommen heißen der Weihnachtsstimmung ist eine schöne Sonntagsfreude finde ich.

Heute habe ich mich darauf konzentriert, den Blick auf Neues zu richten. Nicht auf die schwindenden Überbleibsel des Herbstes, sondern auf andere Dinge. Dinge, weniger der Kraft der Natur zu verbuchen, die eine Ruhepause wohlverdient hat, sondern eher von Menschenhand geschaffen. Wir schaffen uns Gemütlichkeit und kommen im Idealfall auch selber zur Ruhe. Das ist es, was ich mir für mich und die kommenden letzten Wochen des Jahres wünsche. Ein wenig weniger Getriebenheit, nicht mehr ständig das Gefühl noch dieses und jenes erledigen zu müssen und ein gutes Gewissen dabei, die Wohnung an manchen Tagen auch einfach mal nicht zu verlassen. Die Dunkelheit draußen annehmen und drinnen die Kerzen anzünden. Und ist die lange Unterwäsche erstmal aus dem Schrank gekramt und man damit warm genug angezogen, kann eine Sonntagswanderung auch im Winter sehr angenehm sein.



Meine Sonntagsfreude ist dieses Ankommen im Advent, die heutige Wanderung, bei der Kraft und Konzentration erst gegen Abend beim abschließenden Weihnachtsmarktbesuch durch Kälte und Trubel doch spürbar nachließen. Das Jahresende bietet Platz für besondere Gefühle und die ersten ebendieser erlebte ich heute, beim Aufwärmen zurück zu Hause, dabei, ohne Wehmut die Bilder von heute und ein paar weitere schöne Herbstbilder zusammenzustellen und dann mit offenen Augen allem was die Weihnachtszeit bringen mag entgegen zu blicken und der Adventsdekoration ihr Dasein zu gewähren!


Verlinkt bei den Sonntagsfreuden von Frau Kreativberg, wo es heute bestimmt noch einige weitere Bilder erster Adventssonntagskerzen zu bestaunen gibt :-)

Donnerstag, 27. November 2014

Tapetenwechsel


Noch ein Tapestry Crochet Werk - diese Tablethülle ist noch vor der Laptoptasche entstanden. Größtenteils habe ich sie mir im Urlaub gehäkelt, der nun auch schon wieder zwei Monate zurück liegt. Ich tue nicht viel momentan und die Tage vergehen manchmal zäher als Tapetenkleister, aber dennoch, denke ich mich zwei Monate zurück, habe ich das Gefühl die Zeit rinnt mir durch die Finger. Wohl, weil ich der Meinung bin, ich müsste sie so viel besser nutzen, irgendetwas anfangen mit mir und meinem Leben, anstatt mich jeden Tag den gleichen Abläufen und Gewohnheiten hinzugeben und doch nichts zu ändern.

Wie schafft man es Gewohnheiten zu entkommen, sich frei zu machen von ritualisierten, fest eingebrannten Handlungen und Denk- und Verhaltensweisen? Ein Tapetenwechsel kann helfen und der Urlaub war natürlich eine besonders schöne Form eines ebensolchen. Obwohl ich Angst davor hatte dem Ganzen aufgrund meiner doch eher schlechten Verfassung nicht gerecht zu werden, hat sich der Urlaub definitiv gelohnt. Nicht nur, dass das Häkeln bei strahlendem Sonnenschein an teilweise nahezu menschenleeren Stränden noch so viel mehr Spaß machen kann als hier zuhause, auch so einige der gewohnten Gewohnheiten konnte ich während des Fluges ins südwestlichste Eck Europas scheinbar hinter mir lassen. Ziemlich logisch eigentlich, stehen nicht wenige doch in engem Zusammenhang mit der Wohnung bzw. dem Ort, in dem ich lebe oder den Menschen, die mich umgeben und begleiten, also schlicht der Situation, der mein Handeln unterliegt und dem Umfeld, dass wiederum dieser zugrunde liegt. Ändert sie sich, fällt es entweder entscheidend leichter oder ist sogar unumgänglich auch den teilweise so nutzlosen, unsinnigen oder gar schädlichen festgefahrenen Verhaltensmustern zu entkommen.

Ist ein Tapetenwechsel also der Schlüssel zum Erfolg? Möglicherweise, doch selbst wenn, habe ich momentan nicht das Gefühl diesem in letzter Konsequenz gewachsen zu sein. Ein Urlaub für 10 Tage, ein Wochenendtrip oder mal zwei Wochen bei Verwandten unterkommen - auf Tapetenwechsel auf Zeit kann ich mich einlassen, aber die Gewissheit danach zuhause wieder den Abläufen folgen zu können, die mir auf eine absurde Art und Weise das Gefühl von Sicherheit vermitteln, die brauche ich noch.


An den Urlaub erinnere ich mich trotzdem gerne zurück und durch die Tablethülle ist diese Erinnerung sogar ein klein wenig greifbar geworden. Ein weiteres Modell habe ich als sozusagen allererste Auftragsarbeit gerade begonnen - für die Freundin, die mich im Urlaub begleitet hat. Gewünscht ist ein Muster mit Wellen und Walen. Vielleicht ja auch, um ein bisschen die Erinnerung an Sommer, Sonne, Strand und Meer ins Gedächtnis zu rufen :-) Bis die nächste Hülle gehäkelt ist, verlinke ich meine eigene erstmal beim heutigen RUMS und wie schon die Laptoptasche bei der Häkelliebe im November und zu Maritimes im Monat November passt der Post doch irgendwie auch, oder?

Dienstag, 25. November 2014

Kalte Hände

Grau und trist ist es draußen, gestern wie heute. Es wird kälter und ungemütlicher, die Tage werden kürzer, dunkler und gefühlt sind es nur noch eine Hand voll bis Weihnachten. Die meisten Menschen finden Wege, der Bedrohlichkeit des unmittelbar bevorstehenden Winters etwas Positives abzugewinnen. Machen es sich zuhause gemütlich, zünden sich Kerzen an, beginnen mit Weihnachtsvorbereitungen. Die meisten Menschen freuen sich auf Weihnachten - mich macht die Aussicht auf die Adventszeit dieses Jahr unheimlich traurig. Ich sehne mich in meine Kindheit oder auch nur drei, vier, vielleicht fünf Jahre zurück. In eine Zeit, in der ich viel unbeschwerter gelebt habe, in der ich mich auch auf Weihnachten gefreut, Adventskalender gebastelt, Plätzchen gebacken und Geschenke besorgt habe. Dieses Jahr habe ich Angst davor. Angst, Momente mit Grund zur Freude diesbezüglich ungenutzt an mir vorbeistreichen zu lassen, wie ich es nun schon eine ganze Weile tue, weil ich mir selbst so sehr im Weg stehe, das Leben wieder wirklich zu genießen.

Wenn es einem warm ums Herz wird, ist die Kälte draußen sicherlich erträglich. Heute fühlt es sich nicht so an, als wäre ich dazu in naher Zukunft in der Lage. Vielleicht legt sich dieses Gefühl wieder. Vielleicht lässt sich die Sonne demnächst wieder blicken und vielleicht kommt mit dem ersten Advent, einem Weihnachtsmarktbesuch, der brennenden Kerzen des Adventskranzes auch bei mir wohlwollende Weihnachtsstimmung auf.



Weil Frieren auch dann ein leidiges Thema bleiben wird und die Hände selbst zuhause, vor allem bei der Arbeit am Computer, schnell auskühlen (warum die rechte eigentlich immer so viel mehr als die linke??), habe ich mir als Alternative zu gestrickten Pulswärmern und mit Hilfe des Daumenloch-Tutorials von schneidernmeistern ein weiteres Paar genäht. Verwendet habe ich einen alten Pullover meines Bruders, den ich zuvor weniger erfolgreich versucht hatte enger zu nähen, weil mir der grau/grün gestreifte Stoff so gut gefällt. So kommt er zumindest in reduzierter Form wieder in Verwendung, die Hände bleiben einsatzbereit und dennoch einigermaßen warm! Eine große Tasse heißen Tee dazu und auch dieser triste, graue Novembertag wird fröhlicheren Tagen weichen...


Verlinkt bei: creadienstag, 2te Liebe und dem Upcycling Dienstag

Sonntag, 23. November 2014

Sieben Sachen Sonntag - Herbstwanderung

So richtig den Kern der "Sieben Sachen Sonntag" Idee - nämlich sieben Sachen zu zeigen, für die man sonntags seine Hände gebraucht hat - treffe ich mit dieser Sammlung wohl nicht. Denn der heutige, vielleicht letzte durchweg sonnige und auf jeden Fall der letzte ohne Advents-/Weihnachtsstimmung auskommende Herbstsonntag, lud viel mehr zum Wandern als zum zuhause Werkeln ein. So sind meine sieben Sachen eher mit den Füßen erreicht und mit den Augen entdeckt, teilweise aber auch ertastet/angefasst und zumindest alle mit meinen Händen geknipst. Zählt das auch?


Relikte vergangener Zeiten - alte Straßenlaterne und ehemalige Gärtnerei.


Am Wegesrand - kleine Pilzfamilie, große Katze und ein einsames Paar Gummistiefel.


Blattkunst - Schattenspiele am Bauzaun und einer der letzten bunt belaubten Sträucher.

Nun lasse ich meinen Sonntag mit Häkelei am Dreieckstuch ausklingen und hoffe, dass ich ihn trotz Themaverfehlung bei Grinsestern verlinken darf. Bis zur nächsten Teilnahme habe ich das Konzept auch vollständig verstanden - versprochen! :D

Donnerstag, 20. November 2014

Handyhülle und die Sache mit der modernen Kommunikation

Das mit der modernen Kommunikation ist so eine Sache. Einen Laptop und ein Handy zu besitzen, möchte ich definitiv nicht missen. Insbesondere WhatsApp oder vergleichbare Messenger-Dienste haben durchaus ihren Reiz. Die Möglichkeit auf die Schnelle kurze Nachrichten zu schicken, Verabredungen zu treffen, Einkäufe abzusprechen - und das Ganze eben nicht wie "früher" für 49cent pro SMS - erscheint mir überaus praktisch. Auch die Möglichkeit Bilder, Fotos oder Videos zu schicken und damit, auch über gewisse räumliche Entfernung hinweg, ein bisschen die kleinen Momente des Alltags in Echtzeit miteinander zu teilen, kann wirklich wertvoll und wohltuend sein. Und ebenso für die Möglichkeit entspannter und spaßiger familieninterner Kommunikation in unserer Gruppe "Familienkonferenz" , die oftmals so viel einfacher als diejenige von Angesicht zu Angesicht ist, bin ich den Entwicklern moderner Kommunikationstechnologien sehr dankbar.

Aber manchmal geht mir das Ganze zu schnell, wird mir zu oberflächlich. Ein beiläufiges "Wie geht's dir?" (selbstverständlich ohne korrekte Groß-, Klein-, Rechtschreibung und Zeichensetzung), ein in Sekunden getipptes "Gut" ... Was sagen wir uns damit schon? Manchmal möchte ich mir mehr Zeit nehmen, ausführlicher antworten, mehr erzählen. In solchen Momenten sehe ich Kurznachrichtendienste kritischer. Zumindest für mich ist das Smartphone nicht dafür gemacht, längere Texte zu verfassen. Dafür ist das Tippen zu mühsam und langwierig. Und auch die Tatsache, dass man Nachrichten nicht selten liest und antwortet während man unterwegs ist, trägt dazu bei, sich tendenziell doch eher kurz zu fassen. Nachrichten, die viele Neuigkeiten oder Fragen enthalten, bei denen ich das Gefühl habe mir mehr Zeit nehmen zu müssen, um diesen gerecht zu werden, haben mich anfangs, verbunden mit dem Gefühl der Verfasser erwartet eine recht unmittelbare Reaktion, überfordert.

Mittlerweile gehe ich etwas entspannter damit um. Lasse auch eine WhatsApp Nachricht mal ein paar Tage unbeantwortet, bis ich Zeit und Muße zum Antworten finde. Früher war das schließlich auch nicht anders. Da hat man noch Briefe und Karten geschrieben und sogar Tage und Wochen auf Rückmeldungen gewartet. Ist das nicht auch irgendwie etwas Reizvolles? Sich in Geduld üben zu müssen, dafür aber auch zu wissen, dass der Andere den Text ganz bewusst, in einem passenden ruhigen Moment und eben nicht auf die Schnelle zwischen Tür und Angel verfasst hat (das unterstelle ich der Prozedur des analogen Schreibens einfach mal).



Ich bin sehr froh innerhalb der Familie und des Freundeskreises noch einige Postkartenschreiber zu haben und ich bin ganz ehrlich: Mir fällt keine Kurznachricht ein, über die ich mich mal so gefreut habe, wie über eine Postkarte. Und umgekehrt bedeutet es mir selbst so viel mehr eine Postkarte zu schreiben als eine Kurznachricht. Es macht mir Freude, weil ich weiß, dass es auch für den Empfänger etwas nicht Alltägliches ist. Dabei muss es sich gar nicht mal immer um Ansichtskarten aus der Ferne handeln. Postkarten mit schönen Fotos oder guten Sprüchen und Gedanken kann man jederzeit und von überall aus schicken! Gerade deswegen hat es mich auch sehr gefreut zu hören ein Postkarten Set bei dieser kleinen Verlosung von schaumzucker gewonnen zu haben :-) Weil ich damit wiederum jemand anderem eine Freude machen kann.

Und da ich bis die Karten hier ankommen und ich Zeit zum schreiben finde weiterhin auch mein Handy gerne nutzen werde, habe ich mir aus den Resten der Stoffe der Notizbuchhülle noch eine Handytasche gebastelt. Inspiriert von dieser Handytasche mit Filz und einem Fach für die EC-Karte, aber ansonsten doch völlig anders geworden und daher wohl wieder ein Fall für das Kopfkino. In der Hoffnung die schiefen Nähte fallen Niemandem auf (sind natürlich alle absolut beabsichtigt!) traue ich mich außerdem zum heutigen RUMS und schaue mich dort direkt nach neuen Ideen und Inspirationen um :-)



Dienstag, 18. November 2014

Drei Dreieckstücher oder die Qual der Wahl

Wie viele Entscheidungen trifft ein Mensch am Tag? Aufstehen oder Liegenbleiben? Buntes oder schwarzes T-Shirt? Haare waschen oder Mütze aufsetzen? Es sind tausende. Viele laufen automatisiert ab, z.B. beim Autofahren einen Gang höher zu schalten, andere wiederum treffen wir vollkommen bewusst. Aber es ist ein Trugschluss „bewusst“ mit „rational“ gleichzusetzen.

Wer sich jetzt ertappt fühlt, muss sich jedoch nicht schämen - jahrhundertelang glaubten Philosophen und andere Wissenschaftler an die Vorherrschaft der Vernunft. Dass Emotionen entscheidende Voraussetzung für den Prozess einer Entscheidungsfindung darstellen, wurde erst im 20. Jahrhundert und ziemlich unerwartet entdeckt und im Rahmen moderner Neurowissenschaften bestätigt. (Wer näheres erfahren möchte, dem lege ich eine Suchmaschine seiner Wahl, die Begriffe António Damásio, Elliot und Descartes Irrtum oder das Heft Geo Wissen: Entscheidung und Intuition: Was will ich? Das Geheimnis der guten Wahl nahe.)

Ohne Gefühle also keine Entscheidung. Und ist nicht jede Entscheidung eine Art kreativer Prozess? Indem ich mich für eine Tätigkeit entscheide, gestalte ich meinen Tagesablauf. Die Entscheidung für ein bestimmtes Kleidungsstück, gestaltet meine Wirkung nach außen.

Ich habe momentan das Gefühl entscheiden zu müssen, wie ich mein Leben gestalte. Mir fehlt aber das Gefühl dafür, was ich eigentlich will. Ich weiß nicht mehr, was mir eigentlich noch erstrebenswert erscheint. Ein nennenswerter Grund dafür ist wohl, dass das Versetzen des Körpers in einen Hungermodus ein absolut wirksames Instrument dafür ist, einen beachtlichen Anteil eigener Emotion einzudämmen. Plötzlich erscheint einem das Meiste belanglos und gleichgültig, man fühlt nicht mehr viel, und auch diese Tatsache ist biochemisch bestätigt und evolutionsbiologisch erklärbar. Der (ver)hungernde Mensch sollte sich primär um Nahrungsbeschaffung kümmern, Raum für emotionales Erleben ist erst wieder sinnvoll, wenn zunächst mal das physische Überleben gesichert ist.

Für den Neandertaler echt praktisch - für mich ein Teufelskreis. Überfordert von der Menge an scheinbar zu treffenden Entscheidungen, jede einzelne ihrerseits verbunden mit einer schier unfassbaren Anzahl an Möglichkeiten, mit dem Gefühl überhaupt nicht in der Lage zu sein, zu erkennen, was ich will oder auch den Sorgen davor „falsch“ zu entscheiden, vielleicht bedingt durch die Erkenntnis teilweise schon falsch entschieden zu haben, entschied ich mich für das wohl am wenigsten sinnvollste. Zu verhindern Gefühlen ihr Dasein zu gewähren. Und das wiederum hindert mich nun entscheidend daran zu entscheiden, wie es mit mir weitergehen soll.


Auch die Auswahl in Woll- oder Stoffläden scheint teilweise unermesslich. Diese Erfahrung mache ich gerade mit meiner Mutter, die in einem Häkelbuch ein Dreieckstuch entdeckt hat, welches sie sich nun zu Weihnachten wünscht, sich aber bislang nicht richtig für eine Garn- und Farbvariante entscheiden kann. Um das Muster zu verstehen, habe ich probehalber ein kleines Tuch mit einem günstigen Garn gehäkelt (das im Buch abgebildete ist fünf mal so groß!). Und weil es mir recht gut gefällt, habe ich beschlossen selber auch ein größeres Dreieckstuch mit meinem Geschmack eher entsprechendem Farbverlauf zu häkeln. Mich für ein Garn zu entscheiden, fiel mir glücklicherweise einfacher als meiner Mutter und mit dem Tuch habe ich auch schon begonnen. Vielleicht war die emotionale Komponente in diesem Fall ja nicht so wichtig :-)


Verlinkt bei: Creadienstag & Häkelliebe

Samstag, 15. November 2014

Kalte Füße

Ich habe recherchiert: die Redewendung „kalte Füße bekommen“ hat ihren Ursprung im Bereich des Glücksspiels. Aufgrund von Verboten von Poker und anderen Glücksspielen, fanden sich die Spieler nicht selten in ungemütlichen Kellerräumen ein, um dort ihrer Leidenschaft nachzugehen. Die Kälte des Kellers benutzten Spieler mit schlechten Karten als Ausrede aus dem Spiel wegen schlechter Karten oder zur Sicherung des Gewinns auszusteigen. Sie hätten lediglich kalte Füße bekommen und müssten sich die Beine vertreten…

Ich überlege gerade, wann ich das letzte mal „kalte Füße bekommen“, einen Rückzieher gemacht, ein Vorhaben abgebrochen habe, weil mir nicht wohl bei der Sache war. Im Februar/März hätte ich die Möglichkeit gehabt, eine Volontariatsstelle anzunehmen. Ich hätte das Studium, für das ich mich eher aus der Not heraus als aus Interesse entschieden habe und mit dem ich bis heute nie richtig warm geworden bin fürs erste abbrechen können. Ich hätte eine Alternative gehabt. Und zwar eine, die mir noch einige Zeit zuvor absolut erstrebenswert erschien, nach deren Möglichkeit ich gezielt gesucht hatte. Aber als mir diese Möglichkeit plötzlich gegeben war, habe ich sie nicht ergriffen. Ich habe wohl kalte Füße bekommen.

Ich fühlte mich psychisch und physisch nicht in der Lage die Option wahrzunehmen. Heute ist mein Zustand in beiderlei Hinsicht wohl wesentlich schlechter. Und heute denke ich: wäre ich jetzt noch mal in der Situation von damals, würde ich keinen Rückzieher mehr machen. Heute kann ich nicht mehr richtig verstehen, das Gefühl gehabt zu haben, der Chance nicht gewachsen zu sein. Viel eher denke ich „da war doch vieles noch viel besser“… Wie die Lage jetzt wäre, wäre ich vor ein paar Monaten ins kalte Wasser gesprungen im kalten Keller geblieben, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Sind diese „was wäre gewesen, wenn …“ Gedanken überhaupt sinnvoll? Vermutlich nicht, doch sie zu unterbinden, ist schwierig.

Sollte man es sich eingestehen, kalte Füße zu bekommen? Oder wäre es besser gewesen diesen Stand zu halten. Im Spiel bleiben, dabei aber auch riskieren zu verlieren? Oder nachgeben und dem Gefühl des Unbehagens seinen Freiraum lassen. Kann man den kalten Füßen eigentlich von vornherein entgegenwirken, sich mehr Mut, weniger Zweifel, mehr Waghalsigkeit antrainieren? Ich weiß es nicht und auch hierbei weiß ich nicht, ob das überhaupt sinnvoll wäre.


Bei echten kalten Füßen ist das glücklicherweise alles wesentlich einfacher! Socken stricken schafft Abhilfe und Abhilfe schaffen macht Sinn. Je kälter die Füße, desto dicker sollte die Wolle sein. Und Spaß machen tut das ganze auch noch, besonders bei fröhlichen Farbverläufen und schönen Mustern.


Das braune Paar rechts ist Ende Oktober für meinen Bruder entstanden, alles andere wärmt meine Füße. Und weil ich danach Lust auf wilde Kombination, Blockstreifen und Resteverwertung hatte und damit noch nicht ganz fertig bin, verlinke ich den Post bei „Auf den Nadeln im {November}“ und setze mich daran, die letzten Runden des linken Paares zu stricken. Ist nämlich kühl geworden hier - nicht nur im Keller!

Donnerstag, 13. November 2014

Strukturen und Tapestry Crochet

Manchmal sehne ich mich nach Struktur. Klaren Aufgaben, Abläufen, Gewohnheiten. Und vor allem danach, dass mir diese vorgegeben werden. Mir andauernd selbst überlegen zu müssen, was ich tue, wann und wie ich es tue, warum ich es tue und vor allem, ob ich nicht besser etwas anderes tun sollte, ist unheimlich anstrengend.


Tapestry Crochet habe ich diesen Sommer entdeckt. Es macht Spaß, denn es ist sehr systematisch. Masche für Masche einem Muster folgen, entsprechend eines festen Schemas von Farbe zu Farbe wechseln ... und am Ende ergibt alles irgendwie einen Sinn.


Nach einer Tablethülle, die ich bei Gelegenheit noch fotografieren und zeigen werde, habe ich Ende Oktober mit einer Laptoptasche begonnen, die letzte Woche fertig geworden ist. Für die Innentasche habe ich einen festen Baumwollstoff mit Bügelvlies gefüttert, diesen mit der Nähmaschine zuerst passend der Laptopgröße seitlich zusammen und letztlich von Hand in die gehäkelte Hülle genäht. Der Stoff mit den Monstern ist zwar recht kindlich, mir gefallen sie aber. Irgendwie entsteht ein netter Kontrast zu dem klar strukturierten Muster, das einem im Leben scheinbar oft alles andere als vorgegeben ist. Stattdessen irrt man in einem Labyrinth mit tausend Möglichkeiten, Wegen, Abzweigungen oder schlägt sich mit Monstern, die man sich nicht selten selbst geschaffen hat, herum.


„We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us.“ - The Joker

Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest ein Teil der eigenen Monsterschar zumindest annähernd so bunt und fröhlich sind, wie die im Innenstoff der Laptoptasche!

Und da ich diese allein für mich gehäkelt habe, verlinke ich mich hiermit bei den Taschen&Täschchen und bei Häkelliebe im November und zum allerersten mal beim RUMS :-)

Mittwoch, 12. November 2014

12 von 12 - Ein Tag im November

Die Beitrage zum „12 von 12“ Projekt lese ich schon seit langem sehr gerne - was gibt es Interessanteres als kleine Einblicke in den Alltag anderer Menschen? Und da ich hier wohl ohnehin bei Gelegenheit ein wenig über meine derzeitigen Tagesabläufe berichten werde, möchte ich diesen 12. November direkt nutzen selber bei „12 von 12“ mitzumachen. Hier also meine 12 Fotos des heutigen Tages.


links oben - Zu früh und zu fröstelnd aufgewacht und mit Wärmflasche noch mal ins Bett verkrochen.

rechts oben - links unten - Wegen Internetausfall an der Arbeit gehindert und beim Warten auf eine Verbindung ein wenig gehäkelt.

rechts unten - Warten aufgegeben, Kaffee gekocht, Serverzugriff über Tethering ermöglicht und mit der Arbeit angefangen.


links oben - Gerade rechtzeitig für die Verabredung mit der Großtante fertig geworden.

rechts oben - rechts unten - Getreu dem Motto „es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“ dem Herbst getrotzt und durch Matsch und Regen spaziert.

links unten - Mit Adleraugen einen winzigen Maronenröhrling entdeckt, leider jedoch der einzige essbare Pilz heute.


links oben - rechts oben - Kaffee getrunken, Hände erwärmt und zurück zuhause den Rest des Körpers mit Curry, (gekauften) Pilzen und Salat.

links unten - rechts unten - Noch 48 Sockenmaschen angeschlagen, um mit Stricken und Yogitee ein bisschen der Abenddepression entgegenzuwirken.

Die komplette 12.November-Blogger Liste findet ihr hier.

Dienstag, 11. November 2014

Pulswärmer und die Schönheit der Welt

„Nimm dir Zeit, die Schönheit der Welt zu betrachten“
Einer dieser Postkartensprüche der seit längerem einen festen Platz irgendwo in meinem Kopf gefunden hat. Ein Spruch, der mir wirklich sehr oft in den Sinn kommt.

Es gibt viele Momente, insbesondere jetzt, wo es draußen kälter, dunkler, nasser und ungemütlicher wird, in denen es mir schwer fällt, mich aufzuraffen die Wohnung zu verlassen. Aber nur in einer verschwindend geringen Anzahl an Fällen bereue ich es im Nachhinein und das Bewusstsein dessen verhilft glücklicherweise beachtlich zu Motivation. Ich mag und brauche die sportliche Aktivität an der frischen Luft, Rennradfahren, Joggen oder Wandern. Aber auch Spazieren zu gehen, einfach los zu laufen ohne ein Ziel oder eine Strecke, die zu absolvieren wäre. Mich überraschen zu lassen, wohin mich meine Füße tragen. Die Umgebung wahrzunehmen und den Gedanken ihren Lauf zu lassen.


In Städten und Orten betrachte ich Gärten, Häuser, ihre Türen und Fenster und frage mich, wie die Menschen wohl sind, die in ihnen wohnen. Wie sie leben, fühlen, denken. Ich mag das Gefühl, dass Menschen sich ein Zuhause geschaffen haben, sich über dieses verwirklichen, sich in ihm wohl und sicher fühlen.

Außerhalb von Städten und Orten beeindruckt mich die Kraft der Natur, in der es soviel zu entdecken gibt. Selbst in den dunkelsten Momenten überzeugt mich der Schritt vor die Haustür davon, dass die Welt schön ist und dass es etwas unfassbar Wertvolles ist, ein Teil davon zu sein.

Die Fähigkeit die Schönheit der Welt zu betrachten ist insbesondere Kindern etwas ganz Natürliches und ich finde ein jeder Mensch sollte sich darauf besinnen, sie sich sein Leben lang zu erhalten. Diese Schönheit an sich zu erhalten, dafür sollten wir ohnehin alles mögliche tun - aber das ist wohl ein ganz anderes Thema.


Die Fotos der Pulswärmer sind bei einer Wanderung vorletztes Wochenende entstanden. Es war ein Sonnentag angekündigt, aber die erste Hälfte der Strecke begleitete uns hartnäckig der für die Region zu dieser Jahreszeit typische Nebel. Aber auch dieser brachte eine auf eine ganz eigene Art und Weise schöne Stimmung mit sich und auf den beiden Bilder der grüngedüngten Felder mit Leguminosen (ich habe im Nachhinein recherchiert :D) habe ich versucht diese festzuhalten.

Bei den Pulswärmern habe ich gelernt mit einem Nadelspiel und in Runden zu stricken und ich weiß gar nicht mehr, wann genau sie entstanden sind. Mittlerweile habe ich einige weitere Paare gestrickt und diese irgendwann selber gar nicht mehr getragen. Im letzten Jahr hat sie meine Mutter dann (vor allem aufgrund des Farbverlaufes nach ihrem Geschmack) für sich entdeckt und so sind sie wieder regelmäßig im Einsatz :-)

Verlinken tue ich die Pulswärmer beim Creadienstag und inspiriere damit ja vielleicht jemanden sich passend zur Jahreszeit auch ein Paar zu stricken.

Sonntag, 9. November 2014

Planlos aber Ideenreich

Das ist er also: mein erster Blogeintrag. Ich muss gestehen - einleitende Worte zu finden, habe ich mir einfacher vorgestellt. Wo fange ich an? Wo will ich hin? Wie gestalte ich den Weg dorthin? Nicht die einzigen Fragen, die sich mir in diesem Moment gerade stellen.

Ich beschäftige mich nun schon eine so lange Zeit mit dem Gedanken, einen Blog zu erstellen, dass ich gefühlt schon mindestens 42 fertig ausformulierte erste Blogeinträge im Kopf hatte. Doch der ist plötzlich leer, alle bereits gefundenen Worte, Sätze, Absätze verschwunden. Und der Gedanke es einfach sein zu lassen, da es offensichtlich sinnlos ist und ich gar nicht in der Lage bin zu bloggen, sehr präsent.

Aber ich bleibe dran, denn sinnlos ist es nicht. Ich möchte beginnen meine Gedanken und Ideen zu teilen. Ich möchte von mir, über mich und aus mir heraus schreiben. Was dabei heraus kommt, das weiß ich selber noch nicht.

Ich denke ich sollte zu Beginn die Namensgebung erklären. „Naked Creativity“. Naked heißt nicht nur nackt, sondern auch bloß, offen, blank, kann sogar mit unbewaffnet übersetzt werden. In den Sinn gekommen ist mir dieser Titel bereits im Sommer, als ich ein paar Wochen zum Barfußläufer wurde und der Anblick meiner nackten Füße im nassen Gras während einer Joggingrunde meine Gedanken lenkte. In diesem Moment hatte ich vor, etwas über die Vorteile des Barfußlaufens zu schreiben, aber diesen Artikel verschiebe ich wohl auf nächsten Sommer (und schreibe in nächster Zeit eher über das Stricken von Socken, Stulpen, Legwarmern, …). Der Titel erscheint mir jedoch in vielerlei Hinsicht passend für das, was ich hier möglicherweise veröffentlichen werde.

Ich möchte (nicht nur beim Bloggen) versuchen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren (Memo an mich: Dann musst du wohl lernen, dich kürzer zu fassen! :D). Worauf kommt es eigentlich an im Leben? Was ist wirklich wichtig? Ich möchte offen sein. Seit mehr als 2 Jahren leide ich unter psychischen Problemen. Der Idee solche Geschichten anhand bestimmter Diagnoserichtlinien zu betiteln stehe ich zwar fragwürdig gegenüber, aber Kern des Ganzen liegt wohl in einer Essstörung und (bzw. einhergehend mit?) einer Depression. Ich möchte den Blog nutzen über meine Krankheit zu schreiben, aber auch über mich, mein Wesen, mein Empfinden und Erleben einer Situation, der ich momentan oft unbewaffnet, blank, nackt, ja hilflos gegenüberstehende oder die mich gerade zu ebendiesem macht. Ich habe schon vor längerem die Erfahrung gemacht, dass Schreiben sehr heilsam und hilfreich sein kann, wenn es darum geht, Dinge zu verarbeiten, zu erfassen (mein Therapeut würde sagen „klar zu bekommen“).

Was mir aber mindestens genauso wichtig ist, ist die Kreativität. Es ist faszinierend, selbst in dunkelsten Momenten ist es wohltuend und befriedigend für mich etwas zu erschaffen, eine Idee zu verwirklichen, ein paar Maschen zu häkeln oder zu stricken, eine Naht zu schließen oder ein Bild zu malen. Die eigenen Hände zu benutzen, sich in eine Tätigkeit zu vertiefen, bei der man einen direkten Bezug zum (bzw. ein erlebbares) Ergebnis hat, das beruhigt und erdet mich auf irgendeine Art und Weise. Und weil es bei solchen Dingen (nicht immer, aber zumindest oft) Freude macht sie zu teilen, möchte ich auch darüber bloggen.

Ob ich tatsächlich irgendwann Leser finden werde, steht wohl in den Sternen. Aber einen Versuch erscheint es mir wert zu sein. Und damit dieser erste Eintrag nicht so „nackt“ ;-) daherkommt, zeige ich direkt ein wirklich schnelles, simples, alles andere als perfektes, aber für den Einstieg vielleicht gerade richtiges Nähwerk: eine Hülle für ein kleines Notizbuch, das mir eine gute Freundin dieses Jahr zum Geburtstag schenkte und in welchem ich Ideen für kreative Projekte und Blogartikel sammle. In die Hülle passen außerdem noch Stift und ein paar Fotos oder Postkarten, die an schöne Dinge erinnern oder mit motivierenden, Mut machenden oder amüsanten Sprüchen im Alltag zu kleinen Glücksmomenten verhelfen können.


Genäht habe ich die Hülle aus dem tollen Stoff „Carlitos Wood Blue“ von Lila-Lotta,
innen habe ich einen festen roten Baumwollstoff verwendet. Und da ich ganz neu im Geschäft bin, versuche ich es gleich mal mit einer Linkparty Teilnahme in der Hoffnung, dass der/die ein oder andere auf diesem Weg vielleicht auf meinen Blog aufmerksam wird. Eine Anleitung gab es hierfür nicht, deswegen müsste das Kopfkino wohl passend sein :-)

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