Sonntag, 21. Dezember 2014

Sieben Sachen Sonntag

Heute richte auch ich mich ganz nach der ursprünglichen Idee des Sieben Sachen Sonntag: 7 Bilder von 7 Sachen, für die ich an diesem 4. Adventssonntag meine 2 Hände gebraucht habe.


#1 Getippt - immerhin eine Seite der Abschlussarbeit.

#2 Gepresst - Zitrone, um die Vitaminversorgung zu gewährleisten.

#3 Geschnürt - die Schuhe für einen Spaziergang bei (dem derzeit viel zu seltenem) Sonnenschein.


#4 Gedrückt - auf die Fernbedienung, um Biathlon zu schauen.

#5 Gehäkelt - die Abschlussreihe vom Dreieckstuch! Jetzt fehlt nur noch der Rand.


#6 Gezündet - die vierte Kerze an.

#7 Gepackt - die letzten Geschenke.

Und damit verabschiede ich mich für ein paar Tage aus der Bloggerwelt in die Weihnachtsferien, wiederhole #4 und widme mich den Rest des Nachmittages noch mal dem Wintersport und wünsche allen die dies lesen fröhliche und besinnliche Feiertage! :-)

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Filzuntersetzer

Wie ich in meinem Post über das Schenken schon erwähnt habe: ein paar Geschenke habe ich doch selber gemacht und eine kleine Geschenkidee möchte ich heute, eine Woche vor Heiligabend noch zeigen, denn diese Filzuntersetzer sind wirklich unheimlich schnell gehäkelt.



Ich finde sie jedenfalls sehr nett, habe bereits einige davon gemacht und wer genügend Garn- und Filzfarben kombiniert, kann sogar dafür sorgen, dass auf der nächsten Familienfeier keine Gläser mehr verwechselt werden - zumindest sofern alle in der Lage sind sich zu merken, welcher Untersetzer ihnen zugeteilt wurde :D


Die ersten meiner Untersetzer sind nach dieser Anleitung entstanden. Da mir das Ganze als Weihnachtsgeschenk doch etwas zu "blumig" war, habe ich mein Kopfkino seines Amtes walten lassen und die Umrandung heute alternativ mit Pikots gehäkelt (2 Luftmaschen + 1 feste Masche in die erste Luftmasche). Gefällt mir so auch ganz gut :-)

Ein weiterer Link geht zur Häkelliebe und weil ich Häkeln, Filz und Schenken mag auch zu Mittwochs-Mag-Ich!

Dienstag, 16. Dezember 2014

Kreativ in der Küche

Ich bin mal ganz offen: auch die Zubereitung von Mahlzeiten und das Einnehmen ebendieser wird im Rahmen einer Essstörung zu einem äußerst kreativen Prozess. Wäre das Ganze nicht aufgrund des damit verbundenen Nachgebens/Auslebens von Zwängen und natürlich auch aus gesundheitlicher Sicht mehr als ernst zu nehmen, könnte man es definitiv als amüsant ansehen. Irgendwie tue ich das auch oft, viele Verhaltensweisen sind an Absurdität und Abnormität eigentlich kaum zu übertreffen. Meistens schäme ich mich aber für das Theater, das ich veranstalte, für den Aufwand, den ich betreibe oder dafür, mich einfach nicht mehr entspannt mit dem Thema/dem Akt der Nahrungsaufnahme auseinandersetzen zu können.

Ereignisse wie Weihnachten stellen da eine besondere Herausforderung dar und ich kann kaum abschätzen, wie viele Sekunden, Minuten, Stunden … ich mich damit gedanklich schon beschäftige. Heute bin ich zwecks meiner ‚Was esse ich bloß an Weihnachten?‘ Planung erstmalig tatkräftig geworden und habe mir Lebkuchen gebacken. Irgendwie lächerlich und irgendwie traurig, dass ich bislang nur einen einzigen und zwar den winzigsten unter den kleinsten, den ich im verlockend duftenden Lebkuchenberg erspähen konnte probiert habe, aber wenigstens habe ich mich dazu überwunden und kann daher sagen, dass ich sie geschmacklich sogar für recht gesellschaftsfähig halte (was bei so manch anderen Dingen die ich esse definitiv nicht der Fall ist).


Das Rezept ist dennoch etwas ‚anders‘ als so manch einer wohl backen würde, bestimmt gesünder als der gängige Weihnachtskram, aber wirklich einfach und kommt mit wenigen Zutaten aus:

250gr Mandeln und 250gr Getreide (ich habe Kamut verwendet) mahlen und mit einem Päckchen Backpulver, 0.5 TL Natron, einer Prise Salz, 2 EL Lebkuchengewürz (bzw. einer Mischung aus Zimt, Koriander, Anis und Nelken) und der abgeriebenen Schale einer Zitrone vermischen. 300gr Datteln in 300gr Wasser einige Stunden einweichen, mit einem Mixer oder Pürierstab pürieren, zur Mehlmischung geben und alles mit dem Handrührgerät vermengen. Hände anfeuchten, kleine Kugeln formen, auf ein Backblech mit Backpapier setzen und ein wenig flach drücken. Ofen auf 225 Grad vorheizen, Temperatur auf 160 Grad reduzieren und 10 Minuten backen, dann weitere 20 Minuten bei 140 Grad backen. Fertig!

Die Lebkuchen sind außen ein wenig knusprig und innen richtig schön weich und saftig - ich hoffe, das bleibt auch bei Lagerung bis Weihnachten so und noch mehr hoffe ich, dann auch mit Genuss und einigermaßen gutem Gewissen, welche essen zu können.

Verlinkt beim Creadienstag - vielleicht sucht ja jemand neben den vielen Geschenkideen auch noch nach einer Backanregung :D - und beim Weihnachtszauber, da lohnt es sich wirklich zu stöbern - so viele schöne Beiträge!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Die Sache mit den Geschenken


Sind sieben verpackte Geschenke ein legitimer Beitrag zum Sieben Sachen Sonntag? Eine Sonntagsfreude bereiten sie mir in jedem Fall und der Prozess des Verpackens erforderte sieben mal ganze sieben Schritte: Papier zuschneiden, Stofffetzen abschneiden, Stofffetzen annähen, Papier zusammennähen, Geschenk reinlegen, letzte Seite mit kleiner Verzierung versehen und schließen, Namen drauf schreiben. Mir gefiel der Gedanke ein wenig ungewöhnlich und plastikfrei zu verpacken und das Packpapier mag ich sowieso lieber als kitschiges buntes Geschenkpapier mit aufdringlichen Weihnachtsmotiven. Mit diesem Ergebnis meiner kreativen Gedankengänge bin ich also recht zufrieden.

Mit den Geschenken habe ich mir dieses Jahr etwas schwer getan, obwohl ich eigentlich sehr gerne schenke. Ich wollte Vieles (Alles?) selber machen, hatte so viele Ideen im Kopf und in den unendlichen Weiten der Kreativbloggerwelt tauchen zurzeit jeden Tag unzählige Beiträge über Weihnachtsgeschenkideen und deren Fertigung auf, die es mir nicht einfacher machten. Letztendlich bin ich daran gescheitert meine eigenen Fähigkeiten und die mir zur Verfügung stehende Zeit richtig einzuschätzen. Kennt ihr das? Man sieht ein genähtes Täschchen, das gestrickte Stirnband, den gehäkelten Topflappen, liest die Anleitung dazu oder überlegt sich selber wie es gemacht wurde und es erscheint einem total unkompliziert, einfach und vor allem innerhalb weniger Minuten gemacht? Ich muss gestehen, dass mir das wirklich oft passiert, ich aber vor allem beim Nähen noch eine ganze Menge Lernbedarf habe, vieles einfach mal ausprobiere und die Dinge dabei auch nicht selten alles andere als gelingen.

So habe ich letztlich entschieden, doch einige Geschenke zu kaufen (und den selber gemachten Anteil eben auf die Gestaltung der Verpackung zu beschränken). Ich hoffe sehr, die Beschenkten freuen sich dennoch - denn deswegen kann Schenken dem Schenkenden doch auch (manchmal sogar genau so viel wie dem Beschenkten) Freude bereiten!

Stressig sollte es jedenfalls nicht sein und so bin ich recht froh, einen gewissen Teil der Geschenke „fertig“ zu haben. Ein paar Sachen wurden oder werden zwar selber gemacht, aber ich sehe den verbleibenden Tagen bis Weihnachten nun etwas entspannter entgegen und hoffe, dass auch die noch unfertigen Teile rechtzeitig fertig werden, verpackt werden können und dass ich damit Familie und Freunden über diese kleine Geste ein bisschen zeigen kann, wie wertvoll sie mir sind, was mir auf andere Art und Weise derzeit nicht ganz leicht fällt.

Das schöne weihnachtliche Webband habe ich zusammen mit ein paar anderen schönen Kleinigkeiten bei einer Verlosung von Nina gewonnen. Noch ein Grund zur Freude, danke dafür! :-)

Und noch ein Nachtrag: Eines der Geschenke habe ich gerade noch fertig gemacht, um es morgen zur Post zu bringen. Da der Beschenkte in diesem Fall bestimmt nicht mit einem Päckchen (von mir) rechnet und es für ihn demnach wohl eine besondere Überraschung sein wird, freue ich mich sogar noch ein bisschen mehr. Ein wirklich schönes Gefühl.

Montag, 8. Dezember 2014

Fragmente eines erkenntnisreichen Wochenendes

… sind meine gestrigen Sonntagsfreuden! Intensiv, anstrengend, voll mit Programm - aber schön und abwechslungsreich.


Ich mag es in „fremden“ Wohnungen zu sein, zu sehen, wie Andere ihr Zuhause einrichten und gestalten, es sich wohnlich machen.


Es hat Spaß gemacht beim Baumschmücken zu helfen. Dies mit bunten Holzfiguren aus allen erdenklichen Ecken des Tierreiches zu tun, finde ich immer wieder eine ganz besondere Idee.

Auch das Austauschen über Handarbeiten und über das Leben an sich war dieses mal nur wenig mit negativen Gefühlen verbunden.

Toleranz, Offenheit, Herzlichkeit, Rücksicht und Gastfreundschaft wird mir immer wieder (immer noch?) von so vielen Seiten entgegengebracht. Das berührt mich, erfüllt mich mit Dankbarkeit und lässt mich inständig hoffen, dass ich irgendwann in der Lage bin all das auch wieder zurück zu geben.


Der Sonntag bot Unterhaltungsprogramm erster Klasse: einen wirklich bewegenden Film, der einen mit Kloß im Hals den Saal verlassen, mich persönlich aber auch die eigene Situation plötzlich wieder ein wenig aussichtsreicher und hoffnungsvoller ansehen ließ.

Gefolgt von einem nervenaufreibenden Basketballspiel bei toller Atmosphäre, das am Ende leider unheimlich knapp die „falsche Mannschaft“ gewonnen hat.

Und zum Abschluss eine Sache, die mir immer mal wieder exemplarisch in den Sinn kommt, wenn ich erklären soll, was ich mir unter „Andere in meinem Alter führen im Gegensatz zu mir ein ‚normales‘ Leben.“ vorstelle: Sonntags Abends zum gemeinsamen Kochen und Tatort schauen verabreden.

Es hat gut getan all diese Dinge zu erleben. Aber es bleiben auch Fragen: Wann/Warum habe ich aufgehört ‚normal‘ zu leben? Habe ich überhaupt jemals damit angefangen? Warum tue ich mir so schwer, welche Aspekte/ Eigenschaften/ nicht vorhandene Fähigkeiten hindern mich? Vielleicht gilt es ja, gerade das herauszufinden.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Leistung, Lob und Anerkennung

Das Thema Leistung und wie wir in unserer Gesellschaft damit beispielsweise über das Äußern von Lob und Anerkennung umgehen, beschäftigt mich schon länger. Erbrachte Leistungen in jeglichen Bereichen, Schule, Studium, Beruf, aber auch Freizeit und Familie, sind oft verbunden mit Rückmeldungen, Urteilen oder Bewertungen. Vielleicht zu oft?

Prinzipiell ist das Erbringen einer Leistung doch zunächst erst mal etwas Positives und in der Regel auch mit entsprechend guten Gefühlen verbunden. Dem Gefühl etwas geschafft zu haben. Stolz darauf zu sein, eine bestimmte Fähigkeit zu besitzen und sich diese zu nutze gemacht zu haben. Und wünschenswert wäre wohl auch eine Verbundenheit mit dem Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben.

Ich frage mich manchmal, in welchem Umfang diese Gefühle intrinsisch, also lediglich, weil man selber mit sich und seiner Leistung zufrieden ist, entstehen und wie groß der Anteil der Auswirkung von Reaktionen der Umwelt auf die Gefühlslage des Leistenden ist. Verspürt man nicht oft noch deutlich mehr Stolz und Freude über die Dinge, wenn sie von anderen bewundert, gelobt oder einem hoch angerechnet werden? Und wenn ja, ist das sinnvoll? Sollte es nicht viel mehr so sein, dass einen die eigenen Leistungen von innen heraus befriedigen, man mit sich und seinen Tätigkeiten derart im Reinen ist, dass diese einen erfüllen und stolz machen, ohne dass es einer Bestätigung von Außen bedarf?

Mir fällt es momentan schwer Lob und Bewunderung überhaupt noch anzunehmen, weil mir genau dieser Aspekt abhanden gekommen ist. Ich erbringe zwar scheinbar Leistungen, die andere auch als solche anerkennen, auf die ich selber aber nicht stolz bin und die mich nicht erfüllen. Deswegen kann ich es so gar nicht leiden, dafür Bestätigung zu bekommen, gelobt, bewundert oder positiv beurteilt zu werden. Ich bin mit diesen Tätigkeiten und mir selbst oft so völlig im Unreinen, dass sie für mich auch keine Leistungen darstellen. Im Gegenteil, ich komme mir oft ziemlich blöd und lächerlich vor und habe das Gefühl, ich müsste jeden Moment aufhören und etwas vollkommen Anderes tun. Aber dann weiß ich eben nicht, was ich tun soll, was ich überhaupt will, was mich ausmacht und worüber ich mich - ganz unabhängig von Urteilen, Einschätzungen, Erwartungen und Rückmeldung anderer - definiere...


Eine solche „Scheinleistung“ ist das Studium. Heute habe ich meine Abschlussarbeit angemeldet. Und trotz Angst vor der Leere danach, verspüre den Drang, die Sache zu beenden. Wohl weniger, weil ich etwas Neues beginnen will (ich weiß ja nicht was), aber vielleicht in der Hoffnung etwas Neues beginnen zu müssen, wenn es erstmal so weit ist.

Auch für die handwerklichen Dinge werde ich oft gelobt und eigentlich freue ich mich in diesem Fall darüber. Aber auch hierbei tut sich ein Teil von mir schwer, das anzunehmen und die Freude zuzulassen, stellen vor allem das Häkeln und Stricken doch Tätigkeiten dar, die mir nicht selten nur dazu dienen, mir die Zeit zu vertreiben. Mich zu beschäftigen in Zeiten, in denen andere Menschen aktiv sind, Dinge unternehmen, Freude und Spaß am Leben haben. Wenn ich so darüber nachdenke, stehe ich dem Ganzen sehr zwiegespalten gegenüber.


Das beste Beispiel für derartiges Empfinden, ist diese Decke, die ich den Sommer über gehäkelt habe. Manchmal sicherlich drei oder sogar mehr Stunden am Tag war ich Reihe für Reihe wie besessen damit beschäftigt, mein Werk zu vollenden, einfach, weil ich mich vollkommen in das Häkeln vertiefen konnte und kaum Gefahr bestand, dass ich ins Grübeln über den Sinn des Lebens kam. Ich habe mich gefreut, als die Decke fertig war, ich bin stolz ein so großes Projekt beendet zu haben und ich bin sicher, sie wird mich im Gegensatz zu so manch einer gekauften Decke viele (insbesondere hoffentlich auch noch fröhlichere) Jahre begleiten. Aber wenn andere überschwänglich Begeisterung über die ganze Sache geäußert haben, konnte ich wenig damit anfangen und auch wenn ich nach Veröffentlichen dieses Beitrages den Rest des Abends mit Häkeln oder Stricken verbringen werde, werde ich mich fragen, ob das nun etwas Gutes oder Schlechtes, Falsches oder Richtiges ist und mich ein wenig darüber ärgern, dass ich mir nicht einfach mal „Das ist jetzt eben so.“ sagen und die Situation vollkommen wertfrei annehmen kann.


Über positive Rückmeldungen auf diesen Blogeintrag werde ich mich sicherlich dennoch freuen und verlinke die Decke daher beim heutigen RUMS und der Häkelliebe im Dezember :-)

Dienstag, 2. Dezember 2014

Kindheit

Im Rahmen einer tiefenpsychologisch analytischen Psychotherapie kommt man wohl nicht drum herum irgendwann über seine Kindheit zu sprechen. Nach mittlerweile fast zwei Jahren Therapieerfahrung habe ich allerdings langsam das Gefühl, das zur Genüge getan zu haben. Sicherlich ist Vieles was man in frühen Lebensjahren erlebt wichtig und entscheidend für die spätere Entwicklung, aber das umgekehrt Vieles oder sogar Alles, was man später so macht, denkt oder fühlt alleine oder zumindest im Wesentlichen davon abhängt, das wage ich doch zu bezweifeln.

Ich hatte eine glückliche Kindheit. Gewiss gab es Situationen, Kontakte, Begegnungen, bei denen man im Nachhinein dazu neigt, sie als problematisch, die freie Entfaltung behindernd oder der eigenen Entwicklung nachteilig zu beurteilen, aber dennoch, ist es nicht so, dass man aus jeder Situation und Erfahrung ein bisschen mehr lernt zu leben?

Was ich mich derzeit jedoch häufiger frage ist, wann ich meine kindliche Unbeschwertheit verloren habe und ob das etwas Unvermeidliches ist oder ob man lernen kann, sich diese beizubehalten oder zurück zu gewinnen. Als Kind habe ich anders an das gedacht, was kommen wird. Was der nächste Tag, die nächsten Wochen, der nächste Monat bringt. Einerseits konkreter, andererseits sorgloser. In Bezug auf klare, greifbare Momente, anstehende Verabredungen und Ereignisse habe ich mir zwar Gedanken über die Zukunft gemacht, aber dieses belastende Grübeln über das Große und Ganze und die damit verbundenen Gefühle der Leere, des Trübsals, der Mutlosigkeit, an die kann ich mich nicht erinnern.

Natürlich gab es Situationen, die mich nervös gemacht haben, auf die ich keine Lust oder vor denen ich Angst hatte, weniger aber das Gefühl der Überforderung, mit dem ich heute oft zu kämpfen habe. Sollte das Gefühl, den Dingen nicht gewachsen zu sein, nicht gerade als Kind - der Körpergröße entsprechend - gerechtfertigt sein? Warum kommt es mir erst jetzt, warum fühle ich mich jetzt so schutzlos, schwach, klein und auf eine eigentlich kindliche Art und Weise hilflos?

Ganz anders, aber irgendwie trotzdem eng damit verbunden ist das Gefühl, die Zeit anders/besser nutzen zu müssen, welches mir, wenn ich ans Kind sein zurück denke in dieser Form nicht ins Bewusstsein kommt. Dieses Gefühl des „Sollens“ und „Müssens“, das der Frage „Was will ich eigentlich?“ so gar keinen Raum mehr lässt. Und dabei vielleicht gerade deswegen auftaucht, weil ich letztere einfach nicht beantworten kann.

Eine materielle Kindheitserinnerung, deren Daseinsende kürzlich gekommen ist, war mein fröhlich bunter Regenschirm, der mich einige Jahre und auf so manchen ungemütlichen, tristen, nassen Wegen begleitete. Nachdem zwei Streben gebrochen und der aufgespannte Schirm einem abwechselnd rechts und links ins Gesicht wehte, schien mir eine weitere Verwendung als solcher nicht mehr besonders sinnvoll zu sein.

Der Schirm wäre demnach sicherlich in seiner Gesamtheit im Mülleimer gelandet, wäre nicht ein weiterer nützlicher Alltagsgegenstand ungefähr zur gleichen Zeit durch deutliche Abnutzungsspuren aufgefallen. Der Türstopper, der unser Eingangstor am Einrasten hindert und ein bisschen dem Scheppern entgegenwirkt, wirkte wirklich nicht mehr besonders einladend (um nicht zu sagen abschreckend). Und da das Schirmmaterial im Gegensatz zum alten Stopperstoff ja sogar wasserabweisend ist, habe ich aus diesem kurzerhand einen neuen gemacht. Fröhlich, bunt und einladend, kann ich mich nun fast jedes mal bei Öffnen des Tores ein bisschen an die Unbeschwertheit der Kindheit erinnern und bin vielleicht ja doch irgendwann in der Lage mir diese nicht nur ins Gedächtnis, sondern auch ins aktuelle Gefühlsleben zurück zu rufen.


Verlinkt bei: creadienstag, UpcyclingDienstag