Sonntag, 30. November 2014

Sonntagsfreude - Ankommen im Advent

Der Duft der Bienenwachskerze auf dem Adventsteller, der sich nach Anzünden der ersten Kerze heute Morgen innerhalb weniger Augenblicke im ganzen Esszimmer verbreitete, hat mich mit dem Beginn der Adventszeit ein wenig versöhnlich gestimmt. Dieser Kerzenduft, und mein damit verbundenes Abschied nehmen von der Herbst- und Willkommen heißen der Weihnachtsstimmung ist eine schöne Sonntagsfreude finde ich.

Heute habe ich mich darauf konzentriert, den Blick auf Neues zu richten. Nicht auf die schwindenden Überbleibsel des Herbstes, sondern auf andere Dinge. Dinge, weniger der Kraft der Natur zu verbuchen, die eine Ruhepause wohlverdient hat, sondern eher von Menschenhand geschaffen. Wir schaffen uns Gemütlichkeit und kommen im Idealfall auch selber zur Ruhe. Das ist es, was ich mir für mich und die kommenden letzten Wochen des Jahres wünsche. Ein wenig weniger Getriebenheit, nicht mehr ständig das Gefühl noch dieses und jenes erledigen zu müssen und ein gutes Gewissen dabei, die Wohnung an manchen Tagen auch einfach mal nicht zu verlassen. Die Dunkelheit draußen annehmen und drinnen die Kerzen anzünden. Und ist die lange Unterwäsche erstmal aus dem Schrank gekramt und man damit warm genug angezogen, kann eine Sonntagswanderung auch im Winter sehr angenehm sein.



Meine Sonntagsfreude ist dieses Ankommen im Advent, die heutige Wanderung, bei der Kraft und Konzentration erst gegen Abend beim abschließenden Weihnachtsmarktbesuch durch Kälte und Trubel doch spürbar nachließen. Das Jahresende bietet Platz für besondere Gefühle und die ersten ebendieser erlebte ich heute, beim Aufwärmen zurück zu Hause, dabei, ohne Wehmut die Bilder von heute und ein paar weitere schöne Herbstbilder zusammenzustellen und dann mit offenen Augen allem was die Weihnachtszeit bringen mag entgegen zu blicken und der Adventsdekoration ihr Dasein zu gewähren!


Verlinkt bei den Sonntagsfreuden von Frau Kreativberg, wo es heute bestimmt noch einige weitere Bilder erster Adventssonntagskerzen zu bestaunen gibt :-)

Donnerstag, 27. November 2014

Tapetenwechsel


Noch ein Tapestry Crochet Werk - diese Tablethülle ist noch vor der Laptoptasche entstanden. Größtenteils habe ich sie mir im Urlaub gehäkelt, der nun auch schon wieder zwei Monate zurück liegt. Ich tue nicht viel momentan und die Tage vergehen manchmal zäher als Tapetenkleister, aber dennoch, denke ich mich zwei Monate zurück, habe ich das Gefühl die Zeit rinnt mir durch die Finger. Wohl, weil ich der Meinung bin, ich müsste sie so viel besser nutzen, irgendetwas anfangen mit mir und meinem Leben, anstatt mich jeden Tag den gleichen Abläufen und Gewohnheiten hinzugeben und doch nichts zu ändern.

Wie schafft man es Gewohnheiten zu entkommen, sich frei zu machen von ritualisierten, fest eingebrannten Handlungen und Denk- und Verhaltensweisen? Ein Tapetenwechsel kann helfen und der Urlaub war natürlich eine besonders schöne Form eines ebensolchen. Obwohl ich Angst davor hatte dem Ganzen aufgrund meiner doch eher schlechten Verfassung nicht gerecht zu werden, hat sich der Urlaub definitiv gelohnt. Nicht nur, dass das Häkeln bei strahlendem Sonnenschein an teilweise nahezu menschenleeren Stränden noch so viel mehr Spaß machen kann als hier zuhause, auch so einige der gewohnten Gewohnheiten konnte ich während des Fluges ins südwestlichste Eck Europas scheinbar hinter mir lassen. Ziemlich logisch eigentlich, stehen nicht wenige doch in engem Zusammenhang mit der Wohnung bzw. dem Ort, in dem ich lebe oder den Menschen, die mich umgeben und begleiten, also schlicht der Situation, der mein Handeln unterliegt und dem Umfeld, dass wiederum dieser zugrunde liegt. Ändert sie sich, fällt es entweder entscheidend leichter oder ist sogar unumgänglich auch den teilweise so nutzlosen, unsinnigen oder gar schädlichen festgefahrenen Verhaltensmustern zu entkommen.

Ist ein Tapetenwechsel also der Schlüssel zum Erfolg? Möglicherweise, doch selbst wenn, habe ich momentan nicht das Gefühl diesem in letzter Konsequenz gewachsen zu sein. Ein Urlaub für 10 Tage, ein Wochenendtrip oder mal zwei Wochen bei Verwandten unterkommen - auf Tapetenwechsel auf Zeit kann ich mich einlassen, aber die Gewissheit danach zuhause wieder den Abläufen folgen zu können, die mir auf eine absurde Art und Weise das Gefühl von Sicherheit vermitteln, die brauche ich noch.


An den Urlaub erinnere ich mich trotzdem gerne zurück und durch die Tablethülle ist diese Erinnerung sogar ein klein wenig greifbar geworden. Ein weiteres Modell habe ich als sozusagen allererste Auftragsarbeit gerade begonnen - für die Freundin, die mich im Urlaub begleitet hat. Gewünscht ist ein Muster mit Wellen und Walen. Vielleicht ja auch, um ein bisschen die Erinnerung an Sommer, Sonne, Strand und Meer ins Gedächtnis zu rufen :-) Bis die nächste Hülle gehäkelt ist, verlinke ich meine eigene erstmal beim heutigen RUMS und wie schon die Laptoptasche bei der Häkelliebe im November und zu Maritimes im Monat November passt der Post doch irgendwie auch, oder?

Dienstag, 25. November 2014

Kalte Hände

Grau und trist ist es draußen, gestern wie heute. Es wird kälter und ungemütlicher, die Tage werden kürzer, dunkler und gefühlt sind es nur noch eine Hand voll bis Weihnachten. Die meisten Menschen finden Wege, der Bedrohlichkeit des unmittelbar bevorstehenden Winters etwas Positives abzugewinnen. Machen es sich zuhause gemütlich, zünden sich Kerzen an, beginnen mit Weihnachtsvorbereitungen. Die meisten Menschen freuen sich auf Weihnachten - mich macht die Aussicht auf die Adventszeit dieses Jahr unheimlich traurig. Ich sehne mich in meine Kindheit oder auch nur drei, vier, vielleicht fünf Jahre zurück. In eine Zeit, in der ich viel unbeschwerter gelebt habe, in der ich mich auch auf Weihnachten gefreut, Adventskalender gebastelt, Plätzchen gebacken und Geschenke besorgt habe. Dieses Jahr habe ich Angst davor. Angst, Momente mit Grund zur Freude diesbezüglich ungenutzt an mir vorbeistreichen zu lassen, wie ich es nun schon eine ganze Weile tue, weil ich mir selbst so sehr im Weg stehe, das Leben wieder wirklich zu genießen.

Wenn es einem warm ums Herz wird, ist die Kälte draußen sicherlich erträglich. Heute fühlt es sich nicht so an, als wäre ich dazu in naher Zukunft in der Lage. Vielleicht legt sich dieses Gefühl wieder. Vielleicht lässt sich die Sonne demnächst wieder blicken und vielleicht kommt mit dem ersten Advent, einem Weihnachtsmarktbesuch, der brennenden Kerzen des Adventskranzes auch bei mir wohlwollende Weihnachtsstimmung auf.



Weil Frieren auch dann ein leidiges Thema bleiben wird und die Hände selbst zuhause, vor allem bei der Arbeit am Computer, schnell auskühlen (warum die rechte eigentlich immer so viel mehr als die linke??), habe ich mir als Alternative zu gestrickten Pulswärmern und mit Hilfe des Daumenloch-Tutorials von schneidernmeistern ein weiteres Paar genäht. Verwendet habe ich einen alten Pullover meines Bruders, den ich zuvor weniger erfolgreich versucht hatte enger zu nähen, weil mir der grau/grün gestreifte Stoff so gut gefällt. So kommt er zumindest in reduzierter Form wieder in Verwendung, die Hände bleiben einsatzbereit und dennoch einigermaßen warm! Eine große Tasse heißen Tee dazu und auch dieser triste, graue Novembertag wird fröhlicheren Tagen weichen...


Verlinkt bei: creadienstag, 2te Liebe und dem Upcycling Dienstag

Sonntag, 23. November 2014

Sieben Sachen Sonntag - Herbstwanderung

So richtig den Kern der "Sieben Sachen Sonntag" Idee - nämlich sieben Sachen zu zeigen, für die man sonntags seine Hände gebraucht hat - treffe ich mit dieser Sammlung wohl nicht. Denn der heutige, vielleicht letzte durchweg sonnige und auf jeden Fall der letzte ohne Advents-/Weihnachtsstimmung auskommende Herbstsonntag, lud viel mehr zum Wandern als zum zuhause Werkeln ein. So sind meine sieben Sachen eher mit den Füßen erreicht und mit den Augen entdeckt, teilweise aber auch ertastet/angefasst und zumindest alle mit meinen Händen geknipst. Zählt das auch?


Relikte vergangener Zeiten - alte Straßenlaterne und ehemalige Gärtnerei.


Am Wegesrand - kleine Pilzfamilie, große Katze und ein einsames Paar Gummistiefel.


Blattkunst - Schattenspiele am Bauzaun und einer der letzten bunt belaubten Sträucher.

Nun lasse ich meinen Sonntag mit Häkelei am Dreieckstuch ausklingen und hoffe, dass ich ihn trotz Themaverfehlung bei Grinsestern verlinken darf. Bis zur nächsten Teilnahme habe ich das Konzept auch vollständig verstanden - versprochen! :D

Donnerstag, 20. November 2014

Handyhülle und die Sache mit der modernen Kommunikation

Das mit der modernen Kommunikation ist so eine Sache. Einen Laptop und ein Handy zu besitzen, möchte ich definitiv nicht missen. Insbesondere WhatsApp oder vergleichbare Messenger-Dienste haben durchaus ihren Reiz. Die Möglichkeit auf die Schnelle kurze Nachrichten zu schicken, Verabredungen zu treffen, Einkäufe abzusprechen - und das Ganze eben nicht wie "früher" für 49cent pro SMS - erscheint mir überaus praktisch. Auch die Möglichkeit Bilder, Fotos oder Videos zu schicken und damit, auch über gewisse räumliche Entfernung hinweg, ein bisschen die kleinen Momente des Alltags in Echtzeit miteinander zu teilen, kann wirklich wertvoll und wohltuend sein. Und ebenso für die Möglichkeit entspannter und spaßiger familieninterner Kommunikation in unserer Gruppe "Familienkonferenz" , die oftmals so viel einfacher als diejenige von Angesicht zu Angesicht ist, bin ich den Entwicklern moderner Kommunikationstechnologien sehr dankbar.

Aber manchmal geht mir das Ganze zu schnell, wird mir zu oberflächlich. Ein beiläufiges "Wie geht's dir?" (selbstverständlich ohne korrekte Groß-, Klein-, Rechtschreibung und Zeichensetzung), ein in Sekunden getipptes "Gut" ... Was sagen wir uns damit schon? Manchmal möchte ich mir mehr Zeit nehmen, ausführlicher antworten, mehr erzählen. In solchen Momenten sehe ich Kurznachrichtendienste kritischer. Zumindest für mich ist das Smartphone nicht dafür gemacht, längere Texte zu verfassen. Dafür ist das Tippen zu mühsam und langwierig. Und auch die Tatsache, dass man Nachrichten nicht selten liest und antwortet während man unterwegs ist, trägt dazu bei, sich tendenziell doch eher kurz zu fassen. Nachrichten, die viele Neuigkeiten oder Fragen enthalten, bei denen ich das Gefühl habe mir mehr Zeit nehmen zu müssen, um diesen gerecht zu werden, haben mich anfangs, verbunden mit dem Gefühl der Verfasser erwartet eine recht unmittelbare Reaktion, überfordert.

Mittlerweile gehe ich etwas entspannter damit um. Lasse auch eine WhatsApp Nachricht mal ein paar Tage unbeantwortet, bis ich Zeit und Muße zum Antworten finde. Früher war das schließlich auch nicht anders. Da hat man noch Briefe und Karten geschrieben und sogar Tage und Wochen auf Rückmeldungen gewartet. Ist das nicht auch irgendwie etwas Reizvolles? Sich in Geduld üben zu müssen, dafür aber auch zu wissen, dass der Andere den Text ganz bewusst, in einem passenden ruhigen Moment und eben nicht auf die Schnelle zwischen Tür und Angel verfasst hat (das unterstelle ich der Prozedur des analogen Schreibens einfach mal).



Ich bin sehr froh innerhalb der Familie und des Freundeskreises noch einige Postkartenschreiber zu haben und ich bin ganz ehrlich: Mir fällt keine Kurznachricht ein, über die ich mich mal so gefreut habe, wie über eine Postkarte. Und umgekehrt bedeutet es mir selbst so viel mehr eine Postkarte zu schreiben als eine Kurznachricht. Es macht mir Freude, weil ich weiß, dass es auch für den Empfänger etwas nicht Alltägliches ist. Dabei muss es sich gar nicht mal immer um Ansichtskarten aus der Ferne handeln. Postkarten mit schönen Fotos oder guten Sprüchen und Gedanken kann man jederzeit und von überall aus schicken! Gerade deswegen hat es mich auch sehr gefreut zu hören ein Postkarten Set bei dieser kleinen Verlosung von schaumzucker gewonnen zu haben :-) Weil ich damit wiederum jemand anderem eine Freude machen kann.

Und da ich bis die Karten hier ankommen und ich Zeit zum schreiben finde weiterhin auch mein Handy gerne nutzen werde, habe ich mir aus den Resten der Stoffe der Notizbuchhülle noch eine Handytasche gebastelt. Inspiriert von dieser Handytasche mit Filz und einem Fach für die EC-Karte, aber ansonsten doch völlig anders geworden und daher wohl wieder ein Fall für das Kopfkino. In der Hoffnung die schiefen Nähte fallen Niemandem auf (sind natürlich alle absolut beabsichtigt!) traue ich mich außerdem zum heutigen RUMS und schaue mich dort direkt nach neuen Ideen und Inspirationen um :-)



Dienstag, 18. November 2014

Drei Dreieckstücher oder die Qual der Wahl

Wie viele Entscheidungen trifft ein Mensch am Tag? Aufstehen oder Liegenbleiben? Buntes oder schwarzes T-Shirt? Haare waschen oder Mütze aufsetzen? Es sind tausende. Viele laufen automatisiert ab, z.B. beim Autofahren einen Gang höher zu schalten, andere wiederum treffen wir vollkommen bewusst. Aber es ist ein Trugschluss „bewusst“ mit „rational“ gleichzusetzen.

Wer sich jetzt ertappt fühlt, muss sich jedoch nicht schämen - jahrhundertelang glaubten Philosophen und andere Wissenschaftler an die Vorherrschaft der Vernunft. Dass Emotionen entscheidende Voraussetzung für den Prozess einer Entscheidungsfindung darstellen, wurde erst im 20. Jahrhundert und ziemlich unerwartet entdeckt und im Rahmen moderner Neurowissenschaften bestätigt. (Wer näheres erfahren möchte, dem lege ich eine Suchmaschine seiner Wahl, die Begriffe António Damásio, Elliot und Descartes Irrtum oder das Heft Geo Wissen: Entscheidung und Intuition: Was will ich? Das Geheimnis der guten Wahl nahe.)

Ohne Gefühle also keine Entscheidung. Und ist nicht jede Entscheidung eine Art kreativer Prozess? Indem ich mich für eine Tätigkeit entscheide, gestalte ich meinen Tagesablauf. Die Entscheidung für ein bestimmtes Kleidungsstück, gestaltet meine Wirkung nach außen.

Ich habe momentan das Gefühl entscheiden zu müssen, wie ich mein Leben gestalte. Mir fehlt aber das Gefühl dafür, was ich eigentlich will. Ich weiß nicht mehr, was mir eigentlich noch erstrebenswert erscheint. Ein nennenswerter Grund dafür ist wohl, dass das Versetzen des Körpers in einen Hungermodus ein absolut wirksames Instrument dafür ist, einen beachtlichen Anteil eigener Emotion einzudämmen. Plötzlich erscheint einem das Meiste belanglos und gleichgültig, man fühlt nicht mehr viel, und auch diese Tatsache ist biochemisch bestätigt und evolutionsbiologisch erklärbar. Der (ver)hungernde Mensch sollte sich primär um Nahrungsbeschaffung kümmern, Raum für emotionales Erleben ist erst wieder sinnvoll, wenn zunächst mal das physische Überleben gesichert ist.

Für den Neandertaler echt praktisch - für mich ein Teufelskreis. Überfordert von der Menge an scheinbar zu treffenden Entscheidungen, jede einzelne ihrerseits verbunden mit einer schier unfassbaren Anzahl an Möglichkeiten, mit dem Gefühl überhaupt nicht in der Lage zu sein, zu erkennen, was ich will oder auch den Sorgen davor „falsch“ zu entscheiden, vielleicht bedingt durch die Erkenntnis teilweise schon falsch entschieden zu haben, entschied ich mich für das wohl am wenigsten sinnvollste. Zu verhindern Gefühlen ihr Dasein zu gewähren. Und das wiederum hindert mich nun entscheidend daran zu entscheiden, wie es mit mir weitergehen soll.


Auch die Auswahl in Woll- oder Stoffläden scheint teilweise unermesslich. Diese Erfahrung mache ich gerade mit meiner Mutter, die in einem Häkelbuch ein Dreieckstuch entdeckt hat, welches sie sich nun zu Weihnachten wünscht, sich aber bislang nicht richtig für eine Garn- und Farbvariante entscheiden kann. Um das Muster zu verstehen, habe ich probehalber ein kleines Tuch mit einem günstigen Garn gehäkelt (das im Buch abgebildete ist fünf mal so groß!). Und weil es mir recht gut gefällt, habe ich beschlossen selber auch ein größeres Dreieckstuch mit meinem Geschmack eher entsprechendem Farbverlauf zu häkeln. Mich für ein Garn zu entscheiden, fiel mir glücklicherweise einfacher als meiner Mutter und mit dem Tuch habe ich auch schon begonnen. Vielleicht war die emotionale Komponente in diesem Fall ja nicht so wichtig :-)


Verlinkt bei: Creadienstag & Häkelliebe

Samstag, 15. November 2014

Kalte Füße

Ich habe recherchiert: die Redewendung „kalte Füße bekommen“ hat ihren Ursprung im Bereich des Glücksspiels. Aufgrund von Verboten von Poker und anderen Glücksspielen, fanden sich die Spieler nicht selten in ungemütlichen Kellerräumen ein, um dort ihrer Leidenschaft nachzugehen. Die Kälte des Kellers benutzten Spieler mit schlechten Karten als Ausrede aus dem Spiel wegen schlechter Karten oder zur Sicherung des Gewinns auszusteigen. Sie hätten lediglich kalte Füße bekommen und müssten sich die Beine vertreten…

Ich überlege gerade, wann ich das letzte mal „kalte Füße bekommen“, einen Rückzieher gemacht, ein Vorhaben abgebrochen habe, weil mir nicht wohl bei der Sache war. Im Februar/März hätte ich die Möglichkeit gehabt, eine Volontariatsstelle anzunehmen. Ich hätte das Studium, für das ich mich eher aus der Not heraus als aus Interesse entschieden habe und mit dem ich bis heute nie richtig warm geworden bin fürs erste abbrechen können. Ich hätte eine Alternative gehabt. Und zwar eine, die mir noch einige Zeit zuvor absolut erstrebenswert erschien, nach deren Möglichkeit ich gezielt gesucht hatte. Aber als mir diese Möglichkeit plötzlich gegeben war, habe ich sie nicht ergriffen. Ich habe wohl kalte Füße bekommen.

Ich fühlte mich psychisch und physisch nicht in der Lage die Option wahrzunehmen. Heute ist mein Zustand in beiderlei Hinsicht wohl wesentlich schlechter. Und heute denke ich: wäre ich jetzt noch mal in der Situation von damals, würde ich keinen Rückzieher mehr machen. Heute kann ich nicht mehr richtig verstehen, das Gefühl gehabt zu haben, der Chance nicht gewachsen zu sein. Viel eher denke ich „da war doch vieles noch viel besser“… Wie die Lage jetzt wäre, wäre ich vor ein paar Monaten ins kalte Wasser gesprungen im kalten Keller geblieben, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Sind diese „was wäre gewesen, wenn …“ Gedanken überhaupt sinnvoll? Vermutlich nicht, doch sie zu unterbinden, ist schwierig.

Sollte man es sich eingestehen, kalte Füße zu bekommen? Oder wäre es besser gewesen diesen Stand zu halten. Im Spiel bleiben, dabei aber auch riskieren zu verlieren? Oder nachgeben und dem Gefühl des Unbehagens seinen Freiraum lassen. Kann man den kalten Füßen eigentlich von vornherein entgegenwirken, sich mehr Mut, weniger Zweifel, mehr Waghalsigkeit antrainieren? Ich weiß es nicht und auch hierbei weiß ich nicht, ob das überhaupt sinnvoll wäre.


Bei echten kalten Füßen ist das glücklicherweise alles wesentlich einfacher! Socken stricken schafft Abhilfe und Abhilfe schaffen macht Sinn. Je kälter die Füße, desto dicker sollte die Wolle sein. Und Spaß machen tut das ganze auch noch, besonders bei fröhlichen Farbverläufen und schönen Mustern.


Das braune Paar rechts ist Ende Oktober für meinen Bruder entstanden, alles andere wärmt meine Füße. Und weil ich danach Lust auf wilde Kombination, Blockstreifen und Resteverwertung hatte und damit noch nicht ganz fertig bin, verlinke ich den Post bei „Auf den Nadeln im {November}“ und setze mich daran, die letzten Runden des linken Paares zu stricken. Ist nämlich kühl geworden hier - nicht nur im Keller!

Donnerstag, 13. November 2014

Strukturen und Tapestry Crochet

Manchmal sehne ich mich nach Struktur. Klaren Aufgaben, Abläufen, Gewohnheiten. Und vor allem danach, dass mir diese vorgegeben werden. Mir andauernd selbst überlegen zu müssen, was ich tue, wann und wie ich es tue, warum ich es tue und vor allem, ob ich nicht besser etwas anderes tun sollte, ist unheimlich anstrengend.


Tapestry Crochet habe ich diesen Sommer entdeckt. Es macht Spaß, denn es ist sehr systematisch. Masche für Masche einem Muster folgen, entsprechend eines festen Schemas von Farbe zu Farbe wechseln ... und am Ende ergibt alles irgendwie einen Sinn.


Nach einer Tablethülle, die ich bei Gelegenheit noch fotografieren und zeigen werde, habe ich Ende Oktober mit einer Laptoptasche begonnen, die letzte Woche fertig geworden ist. Für die Innentasche habe ich einen festen Baumwollstoff mit Bügelvlies gefüttert, diesen mit der Nähmaschine zuerst passend der Laptopgröße seitlich zusammen und letztlich von Hand in die gehäkelte Hülle genäht. Der Stoff mit den Monstern ist zwar recht kindlich, mir gefallen sie aber. Irgendwie entsteht ein netter Kontrast zu dem klar strukturierten Muster, das einem im Leben scheinbar oft alles andere als vorgegeben ist. Stattdessen irrt man in einem Labyrinth mit tausend Möglichkeiten, Wegen, Abzweigungen oder schlägt sich mit Monstern, die man sich nicht selten selbst geschaffen hat, herum.


„We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us.“ - The Joker

Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest ein Teil der eigenen Monsterschar zumindest annähernd so bunt und fröhlich sind, wie die im Innenstoff der Laptoptasche!

Und da ich diese allein für mich gehäkelt habe, verlinke ich mich hiermit bei den Taschen&Täschchen und bei Häkelliebe im November und zum allerersten mal beim RUMS :-)

Mittwoch, 12. November 2014

12 von 12 - Ein Tag im November

Die Beitrage zum „12 von 12“ Projekt lese ich schon seit langem sehr gerne - was gibt es Interessanteres als kleine Einblicke in den Alltag anderer Menschen? Und da ich hier wohl ohnehin bei Gelegenheit ein wenig über meine derzeitigen Tagesabläufe berichten werde, möchte ich diesen 12. November direkt nutzen selber bei „12 von 12“ mitzumachen. Hier also meine 12 Fotos des heutigen Tages.


links oben - Zu früh und zu fröstelnd aufgewacht und mit Wärmflasche noch mal ins Bett verkrochen.

rechts oben - links unten - Wegen Internetausfall an der Arbeit gehindert und beim Warten auf eine Verbindung ein wenig gehäkelt.

rechts unten - Warten aufgegeben, Kaffee gekocht, Serverzugriff über Tethering ermöglicht und mit der Arbeit angefangen.


links oben - Gerade rechtzeitig für die Verabredung mit der Großtante fertig geworden.

rechts oben - rechts unten - Getreu dem Motto „es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“ dem Herbst getrotzt und durch Matsch und Regen spaziert.

links unten - Mit Adleraugen einen winzigen Maronenröhrling entdeckt, leider jedoch der einzige essbare Pilz heute.


links oben - rechts oben - Kaffee getrunken, Hände erwärmt und zurück zuhause den Rest des Körpers mit Curry, (gekauften) Pilzen und Salat.

links unten - rechts unten - Noch 48 Sockenmaschen angeschlagen, um mit Stricken und Yogitee ein bisschen der Abenddepression entgegenzuwirken.

Die komplette 12.November-Blogger Liste findet ihr hier.

Dienstag, 11. November 2014

Pulswärmer und die Schönheit der Welt

„Nimm dir Zeit, die Schönheit der Welt zu betrachten“
Einer dieser Postkartensprüche der seit längerem einen festen Platz irgendwo in meinem Kopf gefunden hat. Ein Spruch, der mir wirklich sehr oft in den Sinn kommt.

Es gibt viele Momente, insbesondere jetzt, wo es draußen kälter, dunkler, nasser und ungemütlicher wird, in denen es mir schwer fällt, mich aufzuraffen die Wohnung zu verlassen. Aber nur in einer verschwindend geringen Anzahl an Fällen bereue ich es im Nachhinein und das Bewusstsein dessen verhilft glücklicherweise beachtlich zu Motivation. Ich mag und brauche die sportliche Aktivität an der frischen Luft, Rennradfahren, Joggen oder Wandern. Aber auch Spazieren zu gehen, einfach los zu laufen ohne ein Ziel oder eine Strecke, die zu absolvieren wäre. Mich überraschen zu lassen, wohin mich meine Füße tragen. Die Umgebung wahrzunehmen und den Gedanken ihren Lauf zu lassen.


In Städten und Orten betrachte ich Gärten, Häuser, ihre Türen und Fenster und frage mich, wie die Menschen wohl sind, die in ihnen wohnen. Wie sie leben, fühlen, denken. Ich mag das Gefühl, dass Menschen sich ein Zuhause geschaffen haben, sich über dieses verwirklichen, sich in ihm wohl und sicher fühlen.

Außerhalb von Städten und Orten beeindruckt mich die Kraft der Natur, in der es soviel zu entdecken gibt. Selbst in den dunkelsten Momenten überzeugt mich der Schritt vor die Haustür davon, dass die Welt schön ist und dass es etwas unfassbar Wertvolles ist, ein Teil davon zu sein.

Die Fähigkeit die Schönheit der Welt zu betrachten ist insbesondere Kindern etwas ganz Natürliches und ich finde ein jeder Mensch sollte sich darauf besinnen, sie sich sein Leben lang zu erhalten. Diese Schönheit an sich zu erhalten, dafür sollten wir ohnehin alles mögliche tun - aber das ist wohl ein ganz anderes Thema.


Die Fotos der Pulswärmer sind bei einer Wanderung vorletztes Wochenende entstanden. Es war ein Sonnentag angekündigt, aber die erste Hälfte der Strecke begleitete uns hartnäckig der für die Region zu dieser Jahreszeit typische Nebel. Aber auch dieser brachte eine auf eine ganz eigene Art und Weise schöne Stimmung mit sich und auf den beiden Bilder der grüngedüngten Felder mit Leguminosen (ich habe im Nachhinein recherchiert :D) habe ich versucht diese festzuhalten.

Bei den Pulswärmern habe ich gelernt mit einem Nadelspiel und in Runden zu stricken und ich weiß gar nicht mehr, wann genau sie entstanden sind. Mittlerweile habe ich einige weitere Paare gestrickt und diese irgendwann selber gar nicht mehr getragen. Im letzten Jahr hat sie meine Mutter dann (vor allem aufgrund des Farbverlaufes nach ihrem Geschmack) für sich entdeckt und so sind sie wieder regelmäßig im Einsatz :-)

Verlinken tue ich die Pulswärmer beim Creadienstag und inspiriere damit ja vielleicht jemanden sich passend zur Jahreszeit auch ein Paar zu stricken.

Sonntag, 9. November 2014

Planlos aber Ideenreich

Das ist er also: mein erster Blogeintrag. Ich muss gestehen - einleitende Worte zu finden, habe ich mir einfacher vorgestellt. Wo fange ich an? Wo will ich hin? Wie gestalte ich den Weg dorthin? Nicht die einzigen Fragen, die sich mir in diesem Moment gerade stellen.

Ich beschäftige mich nun schon eine so lange Zeit mit dem Gedanken, einen Blog zu erstellen, dass ich gefühlt schon mindestens 42 fertig ausformulierte erste Blogeinträge im Kopf hatte. Doch der ist plötzlich leer, alle bereits gefundenen Worte, Sätze, Absätze verschwunden. Und der Gedanke es einfach sein zu lassen, da es offensichtlich sinnlos ist und ich gar nicht in der Lage bin zu bloggen, sehr präsent.

Aber ich bleibe dran, denn sinnlos ist es nicht. Ich möchte beginnen meine Gedanken und Ideen zu teilen. Ich möchte von mir, über mich und aus mir heraus schreiben. Was dabei heraus kommt, das weiß ich selber noch nicht.

Ich denke ich sollte zu Beginn die Namensgebung erklären. „Naked Creativity“. Naked heißt nicht nur nackt, sondern auch bloß, offen, blank, kann sogar mit unbewaffnet übersetzt werden. In den Sinn gekommen ist mir dieser Titel bereits im Sommer, als ich ein paar Wochen zum Barfußläufer wurde und der Anblick meiner nackten Füße im nassen Gras während einer Joggingrunde meine Gedanken lenkte. In diesem Moment hatte ich vor, etwas über die Vorteile des Barfußlaufens zu schreiben, aber diesen Artikel verschiebe ich wohl auf nächsten Sommer (und schreibe in nächster Zeit eher über das Stricken von Socken, Stulpen, Legwarmern, …). Der Titel erscheint mir jedoch in vielerlei Hinsicht passend für das, was ich hier möglicherweise veröffentlichen werde.

Ich möchte (nicht nur beim Bloggen) versuchen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren (Memo an mich: Dann musst du wohl lernen, dich kürzer zu fassen! :D). Worauf kommt es eigentlich an im Leben? Was ist wirklich wichtig? Ich möchte offen sein. Seit mehr als 2 Jahren leide ich unter psychischen Problemen. Der Idee solche Geschichten anhand bestimmter Diagnoserichtlinien zu betiteln stehe ich zwar fragwürdig gegenüber, aber Kern des Ganzen liegt wohl in einer Essstörung und (bzw. einhergehend mit?) einer Depression. Ich möchte den Blog nutzen über meine Krankheit zu schreiben, aber auch über mich, mein Wesen, mein Empfinden und Erleben einer Situation, der ich momentan oft unbewaffnet, blank, nackt, ja hilflos gegenüberstehende oder die mich gerade zu ebendiesem macht. Ich habe schon vor längerem die Erfahrung gemacht, dass Schreiben sehr heilsam und hilfreich sein kann, wenn es darum geht, Dinge zu verarbeiten, zu erfassen (mein Therapeut würde sagen „klar zu bekommen“).

Was mir aber mindestens genauso wichtig ist, ist die Kreativität. Es ist faszinierend, selbst in dunkelsten Momenten ist es wohltuend und befriedigend für mich etwas zu erschaffen, eine Idee zu verwirklichen, ein paar Maschen zu häkeln oder zu stricken, eine Naht zu schließen oder ein Bild zu malen. Die eigenen Hände zu benutzen, sich in eine Tätigkeit zu vertiefen, bei der man einen direkten Bezug zum (bzw. ein erlebbares) Ergebnis hat, das beruhigt und erdet mich auf irgendeine Art und Weise. Und weil es bei solchen Dingen (nicht immer, aber zumindest oft) Freude macht sie zu teilen, möchte ich auch darüber bloggen.

Ob ich tatsächlich irgendwann Leser finden werde, steht wohl in den Sternen. Aber einen Versuch erscheint es mir wert zu sein. Und damit dieser erste Eintrag nicht so „nackt“ ;-) daherkommt, zeige ich direkt ein wirklich schnelles, simples, alles andere als perfektes, aber für den Einstieg vielleicht gerade richtiges Nähwerk: eine Hülle für ein kleines Notizbuch, das mir eine gute Freundin dieses Jahr zum Geburtstag schenkte und in welchem ich Ideen für kreative Projekte und Blogartikel sammle. In die Hülle passen außerdem noch Stift und ein paar Fotos oder Postkarten, die an schöne Dinge erinnern oder mit motivierenden, Mut machenden oder amüsanten Sprüchen im Alltag zu kleinen Glücksmomenten verhelfen können.


Genäht habe ich die Hülle aus dem tollen Stoff „Carlitos Wood Blue“ von Lila-Lotta,
innen habe ich einen festen roten Baumwollstoff verwendet. Und da ich ganz neu im Geschäft bin, versuche ich es gleich mal mit einer Linkparty Teilnahme in der Hoffnung, dass der/die ein oder andere auf diesem Weg vielleicht auf meinen Blog aufmerksam wird. Eine Anleitung gab es hierfür nicht, deswegen müsste das Kopfkino wohl passend sein :-)

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