Samstag, 4. Juli 2020

Urlaub, Tag 1: Start der Radreise

Nach dem jähen Ende des Isolationstagebuchs wage ich spontan einen Neustart. Es gibt immer noch Corona, es gibt immer noch Isolation, es gibt immer noch Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Homeoffice und viel zu viele Videokonferenzen. Aber es gibt auch Veränderungen. Es gibt nämlich nicht mehr so viel Corona. Zumindest nicht in Deutschland.

Damit hat auch die Medienpräsenz deutlich abgenommen. „Es gibt keine Zahlen mehr“ dachte ich mir vor einigen Wochen. Die „Corona-Tabelle“ auf der Startseite von Spiegel Online war verschwunden. (Man findet die Tabelle aber immer noch unter https://www.spiegel.de/thema/coronavirus/. Und der Blick auf einige andere Länder ist leider auch immer noch besorgniserregend.) Es gibt nur noch selten das „ARD Extra: Die Corona-Lage direkt nach dieser Tagesschau“. Und das NDR Coronavirus-Update mit Christian Drosten hat sich gar bis Ende August in die Sommerpause verabschiedet.

In kleinen Schritten wird „alles“ wieder ein bisschen „normaler“. Ich war mal wieder bei meinen Eltern in Würzburg, habe mich ganz vereinzelt mal wieder mit Freunden getroffen und seit zwei Wochen darf ich zumindest an zwei Tagen die Woche wieder in mein Büro. Eine große Erleichterung! Mehrere Stunden am Stück in reizarmer Umgebung konzentriert und ohne Unterbrechungen arbeiten – das ist für mich zuhause einfach nicht machbar.

Jetzt ist aber erstmal Urlaub. Und auch den verbringe ich mehr oder weniger „normal“. Dass ich auch dieses Jahr wieder eine Radreise machen werde, hatte ich mir schon vor Corona vorgenommen. Heute ging’s los und damit starte ich hier mein Urlaubstagebuch. Jeden Tag eine kurze Zusammenfassung und ein paar Bilder. Mal sehen, ob das klappt. Die diesjährige Tour führt in sechs Etappen über Hamburg nach Wilhelmshaven an die Nordsee. Die erste Etappe führte mich von Berlin über Potsdam und Werder an der Havel nach Brandenburg an der Havel. Ab Wannsee immer entlang der Havel. Kurz zusammengefasst: viel Wasser, viel Wiesen, (ein bisschen zu) viel Wind (aber an den werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen).



Die Havel ist ein besonderer Fluss, weil sie durch zahlreiche kleine und größere Seen fließt. Wannsee, Jungfernsee, Tiefer See, Templiner See, Petzinsee, Schwielosee, Zernsee, Göttinsee, Trebelsee – die ersten 50 km folgte ein See dem nächsten und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich wohl gar nicht gemerkt, dass ich eigentlich an einem Fließgewässer unterwegs bin. In Werder verliere aufgrund von Baustellen und Umleitungen und viel Verkehr den Radweg und fahre 5 km im Kreis. Ärgerlich, aber angesichts der vergleichsweise kurzen Startetappe noch zu verschmerzen.


Nach Werder radelt man „auf dem Deich“ – rechts die Havel, teilweise hinter einem schmalen Baumstreifen versteckt, links Wiesen, Felder und etliche Pferdekoppeln. Bestens geeignet, um die Gedanken schweifen zu lassen und monoton in die Pedale zu treten. Orte passiere ich keine mehr und bin froh, dass ich mich vorausschauend in Werder versorgt habe und an einem Picknickplatz irgendwo im nirgendwo eine Mittagspause machen kann.




Auf dem zweiten Teil der Tour fängt es immer wieder an, ganz leicht zu nieseln. Aber ich habe Glück und mehr als diese paar einzelnen Tropfen kommt heute nicht vom Himmel. Das heutige Ziel erreiche ich dann nach 85 km schon am Nachmittag. In einer kleinen, familiär geführten Pension werde ich freundlich empfangen, beziehe mein Zimmer und habe nach dem Duschen und kurzen Ausruhen noch genug Energie für eine Runde durch die Stadt, vorbei an ein paar historischen Bauwerken, Denkmälern, Kirchen und natürlich einer Eisdiele. Den Abend begleitet dann das spannende Ende des DFB-Pokalfinales der Damen und das weniger spannende DFB-Pokalfinale der Herren.

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