Freitag, 4. September 2020

Herbstanfang

Ich war eine Woche bei meinen Eltern – am Wochenende haben wir meine Oma besucht. Das war schön, die Gesellschaft und insbesondere die Treffen mit den engsten Freundinnen waren sehr wertvoll. Trotzdem bin ich nicht uneingeschränkt gut drauf, die Arbeit bzw. damit verbundene Frustration, Unsicherheit und Meinungsverschiedenheiten belasten mich.

Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang kündigt sich Herbstwetter an. Es ist ein paar Tage regnerisch und schlagartig deutlich kühler. Ich mag das – zu viel Regen muss natürlich nicht sein, aber mit diesen superheißen Sommertagen kann ich auch nicht besonders viel anfangen. Lieber sind mir solche, an denen die Luft klar und kühl ist, aber es noch ausreicht, tagsüber Pullover und am Abend eine dünne Jacke zu tragen.

„Nichts stürzt das deutsche Volk in derart große Verwirrung wie das  Übergangswetter zwischen zwei Jahreszeiten. Man sieht Helmut mit Kurzarmhemd und Sandalen neben Gisela in Winterjacke und Wollschal. Alles ist möglich. Alles ist erlaubt.“ lese ich in einem Sozialen Netzwerk und muss schmunzeln. Zumindest diesbezüglich hält sich meine Verzweiflung in Grenzen.

Dieser Jahreszeitenwechsel ist trotzdem anders. Da stehen wir nun – nach dem Frühling im Lockdown und dem Sommer im Lockerungswahn – im Kopf irgendwie noch immer Mitte März hängen geblieben, mit den Füßen aber auf dem Boden der Gegenwart. Zwischen August und September, zwischen Sommer und Herbst. Ein Herbst, bei dem wir alle nicht so recht wissen, was uns erwarten wird.

Die meisten haben sich an das Tragen von Alltagsmasken gewöhnt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich sie das letzte Mal beim Verlassen des Hauses vergessen habe. Diejenigen, die sich über das Tragen der Masken echauffieren und zum Sturm auf Berlin aufrufen, stellen glücklicherweise die Minderheit. So eine randalierende rechtspopulistische Minderheit ist natürlich nicht klein zu reden, aber allemal besser als eine randalierende rechtspopulistische Mehrheit.

Zum Sommerende stiegen die Fallzahlen wieder deutlich. Von zeitweise nur 500-700 registrierten Neuinfektionen pro Tag über 1000, 1200, 1500 bis zuletzt wieder knapp über 2000. Ich mache mir Sorgen, auch wenn die Zahlen mit dem voranschreitenden Ende der Sommerferien wieder etwas gesunken sind und vor allem die Zahl der Erkrankten mit schweren Verläufen niedrig geblieben ist.

In verschiedenen Quellen heißt es, dass Mitte des nächsten Jahres mit einem Impfstoff gerechnet werden kann. Ich versuche mich gedanklich darauf einzustellen, dass diese „neue Normalität“ bis dahin Bestand haben wird. Mit den aktuellen Einschränkungen kann ich leben, die Sorge vor Infektionen innerhalb des Familien-, Freundes- und Bekanntenkreises, die ggf. schlimmere Folgen haben könnten, bleibt aber bestehen.

Trotz allem freue ich mich auf den Herbst. Es ist gemütlich, wenn der Regen aufs Dach meiner Dachgeschosswohnung prasselt, während ich im Bett liege, Videos gucke oder lese. Heute habe ich mir zwei neue Bücher gekauft und mir vorgenommen, dies in nächster Zeit wieder regelmäßiger zu tun.

Die Regenzeiten der letzten zwei Tage beschränken sich auf die Nacht, den Vormittag und den Abend. Ich bleibe lange liegen, schaue Tour de France und erledige meine Projektarbeit aus dem Bett heraus.  Am späten Nachmittag setze ich mich selbst noch aufs Rennrad. Das „Stadtradeln“ – eine bundesweite Aktion, bei der es darum geht, 21 Tage lang möglichst viele Wege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen – findet dieses Jahr aufgrund von Corona im September statt. Ich bin motiviert, zumindest in die Nähe meiner Leistung aus dem letzten Jahr (> 800 geradelte Kilometer) zu kommen und hoffe auf entsprechend genug Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeiten.

In Hinblick auf die Arbeit möchte ich mich darauf besinnen, mich einerseits von unnötigen Verantwortungsgefühlen hinsichtlich der Projektarbeit zu befreien und andererseits, meine Bedürfnisse und Meinungen in Bezug auf den umstrittenen Dissertations-Artikel offen und deutlich zu kommunizieren. Inwieweit das gelingt und inwiefern es bei den KollegInnen ankommt, wird sich zeigen...

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