Mittwoch. Es gibt sie doch noch, die mehr oder
weniger ganzheitlich erfüllten und erfüllenden Tage. Schon die Fahrt mit dem
Rad ins Büro am Vormittag stimmt mich heute glücklich. Die Sonne scheint, es
ist warm aber nicht zu warm, ich komme fast mühelos voran und erreiche dennoch
Rekordgeschwindigkeiten. Knapp unter 40 Minuten Fahrtzeit ist so eine
Schallgrenze, die ich nur an den besten Tagen durchbreche.
Am Institut ist heute richtig was los, mit mir
sind ca. 15 Kolleg*innen da, es fühlt sich fast schon „normal“ an. Gegen Mittag werde
ich von einer Kollegin eingeladen, mich ihr und ein paar anderen zu einer gemeinsamen Mittagspause im Innenhof anzuschließen. Da ich gerade
erst angekommen bin, ist es mir noch etwas zu früh, ich verspreche aber, in
einer halben Stunde nachzukommen. Die Pause ist dann richtig nett, wir
berichten uns gegenseitig von den Erfahrungen der zurückliegenden Urlaubsreisen
und diskutieren und spekulieren natürlich auch über die aktuelle und zukünftige
Corona-Lage.
Ich erledige wieder einiges an Projektarbeit
und befasse mich dabei heute vor allem damit, die Corona-bedingten
Verschiebungen an allen Ecken und Enden zu berücksichtigen und weitere Pläne
für die schrittweise Rückkehr zum regulären Betrieb vorzubereiten. Danach gehe
ich dazu über, das Paper fertig zu lesen, das um 17 Uhr in der Methodengruppe
besprochen werden soll. Das Thema des Papers ist für eine meiner
Dissertationsstudien relevant und der inhaltliche Austausch in der Gruppe ist
heute absolut gewinnbringend. Im Anschluss trödel ich noch ein bisschen rum,
bevor ich meine Sachen packe und mich auf dem Heimweg mache.
Heute wähle ich die Strecke durch den
Tiergarten und den Ku’damm entlang. Wegen der vielen Fußgängerampeln fahre ich
diesen Weg sonst nur sehr selten, aber heute habe ich Lust, noch ein bisschen
Sommerabendstimmung aus der City West mit nach Hause zu nehmen. Es ist einiges
los und wenn an der Ampel ein Auto mit heruntergelassenen Fenstern und lauter
Musik steht, bewege ich mich – soweit auf dem Rad möglich – im Takt etwas mit
und freue mich über das Lachen der Autofahrer, wenn sie mich dabei ertappen.
Auf dem zweiten, dem ruhigeren Teil der
Strecke, sinniere ich über eine Frage, die wir uns zuvor in der Methodengruppe
alle nicht recht beantworten konnten. Mit dem Gefühl, die Antwort doch noch
erdacht zu haben, trete ich zum Ende hin etwas kräftiger in die Pedale, um den
Gedanken zuhause festzuhalten und ihn durch nochmaliges Nachlesen im Paper ggf.
zu verifizieren. Ich vermute, dass mir das gelungen ist, versuche, das
Verfahren direkt an einem kleinen Anwendungsbeispiel zu illustrieren, und
schreibe nach dem Abendessen noch eine die neue Erkenntnis erklärende Mail an
die Gruppe.
Die Nachrichten, die mich über die Tagesschau
und das ARD extra im Anschluss über die Explosionen und die Lage in Beirut
erreichen, machen mir ein ums andere Mal klar, wie gut es mir eigentlich geht.
Umso mehr bin ich heute dankbar, über einen für mich „guten“ Tag, an dessen
Ende ich mit Zuversicht für den morgigen und zufrieden mit mir selbst ins Bett
gehen werde.
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