Donnerstag, 9. April 2020

Isolation, Tag 22: Zufrieden unzufrieden

„Und was machst du so?“ fragen wir uns und wir teilen unsere Erfahrungen über Messenger, auf Blogs, in Podcasts, in Videos, … Und heute gibt es nicht viel zu berichten. Einen weiteren Tag lebe ich so ins Blaue hinein. Gehe laufen, sitze auf dem Balkon, verpflege die Pflänzchen und lasse die Zeit verstreichen. Das hat zur Folge, dass ich einen von 13 bis 14 Uhr angesetzten Workshop verpasse, weil ich im Kopf hatte, dass er von 14 bis 15 Uhr stattfinden soll und mich nicht bemüht habe, noch einmal nachzusehen. Egal, der Workshop war freiwillig, offiziell habe ich eh Urlaub und in diesem Fall könnte ich mir im Nachhinein sogar die Aufzeichnung ansehen. Die im gestrigen Beitrag angeteaserte Videokonferenz klappt heute aber. Zeitgleich hätte zwar eine andere Besprechung stattfinden sollen, die ich bei der Planung vergessen hatte, aber ich habe Glück: Da einige andere Teilnehmer absagen, wird die Runde insgesamt auf nächste Woche verschoben. Diesen und weitere Termine für nächste Woche notiere ich mir heute mal nicht nur gedanklich und hoffe, dadurch zu vermeiden, sie nicht auch zu versäumen.

Am Abend schreibe ich einen Artikel für den Blog, bin mit dem ersten Versuch allerdings erstmals so unzufrieden, dass ich mich entschließe, ihn in dieser Form nicht zu veröffentlichen. Das Thema möchte ich nach wie vor aufgreifen, aber über die Wortwahl muss ich noch einmal nachdenken und auf den Punkt, auf den sie hinauslaufen sollte, bin ich auch nicht gekommen.

Wie die Wortwahl des Blogartikels verwerfe ich dann auch einen großen Teil der Worte, die ich heute in das Manuskript getippt habe, an dem ich gerade arbeite. Aus drei getexteten Absätzen streiche ich am Ende so viel heraus, dass magere drei Sätze stehen bleiben. „So geht das wohl mit dem Einkürzen“, denke ich und sehe den Verlust von Text zumindest teilweise auch positiv. ‚Einkürzen‘ fiel mir doch bislang noch so schwer. Heute scheint es ganz einfach zwischen relevanten und (interessanten aber) irrelevanten Inhalten zu unterscheiden und letztere herauszustreichen.

Die drei Sätze, die übrig bleiben, wirken dann allerdings doch etwas frustrierend und ich bin unzufrieden angesichts meiner unstrukturierten Arbeitsweise und des langsamen Vorankommens. „Was soll’s?“, denke ich mir wie schon so oft in diesen Tagen in diesem Kontext (Arbeit an der Dissertation) und speichere die gestrichenen Textabschnitte in einem extra Dokument zum Aufbewahren. Für irgendetwas könnten sie ja doch noch gut sein. Das Manuskript hingegen soll in sich schlüssig sein und eine klare Linie verfolgen, „der Leser muss an die Hand genommen werden“ hieß es seitens der Koautorin – natürlich noch vor Corona.* Die Sätze, die stehen geblieben sind, scheinen diesem Plan gerecht zu werden. Zufrieden unzufrieden beende ich also die Arbeit und beschließe den Tag. Vielleicht gelingen ja morgen vier Sätze.

* Bei der Erinnerung an diese Aussage, beginne ich ein ums andere Mal zu sinnieren, wann wir uns wohl wieder ohne seltsames Gefühl und Gedanken an Viren und Infektionsketten die Hand schütteln werden. Aber das ist ein anderes Thema... Für einen anderen Beitrag...

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