Sonntag, 12. April 2020

Isolation, Tag 25: Abwechslung

Karsamstag: ein guter Tag. Die Karwoche geht zu Ende und mit ihr eine weitere in der Isolation. Die Zuversicht von gestern bestätigt sich. Am Vormittag entdecke ich auf Facebook zufällig, dass der Stand von der Ölmühle heute Teil des Marktes ist und düse spontan los, um es für die Freundin, die ich letztes Wochenende leider enttäuschen musste, zu besorgen. Ich habe Glück und erstehe die letzten beiden Fläschchen, die ich im Anschluss gleich ausliefere. Es tut gut, einem lieben Menschen einen Gefallen zu tun und eine große Freude zu machen. Und die Auslieferung bietet die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel – natürlich mit Sicherheitsabstand. Eine willkommene Abwechslung!

Weil viele den Samstag zwischen den Feiertagen zum Einkaufen nutzen, ist es in der Stadt voll und vor nahezu jedem Laden gibt es lange Schlangen. Ich bin froh, dass ich gut geplant und am Dienstag alles Nötige eingekauft habe. Meine Vorräte werden sicher bis zum nächsten Dienstag oder sogar Mittwoch ausreichen und ich kann der Stadt den Rücken kehren, um eine weitere Runde Rennrad zu fahren. Den dritten Tag in Folge geht es entlang der Havelchaussee – heute fahre ich aber mal andersrum.

Der Wechsel der Fahrtrichtung lässt mich die schon unzählige Male gefahrene Strecke aus einer ganz neuen Perspektive entdecken. Ich erkenne sie an einigen Stellen wirklich kaum wieder und merke mir die Strategie für andere Strecken: Es kann so einfach sein, neue Ecken zu entdecken! Ich muss aber zugeben, dass ich durchaus schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt habe, die Runde andersherum zu fahren. Was mich bislang davon abhielt, war die Vermutung, dass mir die Steigungen in umgekehrter Richtung weniger zusagen werden. Die Vermutung bestätigt sich, aber Spaß macht es trotzdem und die Gewissheit über eine Vermutung zu erlangen, ist für Wissenschaftler ja allein schon ein befriedigendes Gefühl.

Mit der Wissenschaft geht es heute zur Abwechslung dann auch endlich mal wieder zufriedenstellend voran. Ich schreibe nicht viel Neues, aber schaffe Ordnung im zuletzt ziemlich zerrupften Manuskript und habe das Gefühl, dass es doch kein so hoffnungsloser Fall ist, wie ich gestern noch dachte.

Und der Abend bietet sogar noch eine weitere willkommene Abwechslung: Eine Geburtstagsfeier via Zoom, einem Programm für Videokonferenzen. Ich sehe in einige bekannte und viele unbekannte Gesichter auf dem Bildschirm, die fröhlich in ihre Kameras lachen. Virtuell wird auf das Geburtstagskind angestoßen, im verbindungsbedingt wahrscheinlich ziemlich asynchronen Chor ein Ständchen gesungen und soweit geplaudert, wie es in solch einer Runde eben möglich ist. Ich freue mich darüber, dabei sein zu dürfen, und beginne mich schon mal mit dem Gedanken anzufreunden, diese Variante auch für meinen Geburtstag in zwei Wochen in Betracht ziehen zu müssen …

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