Mittwoch, 1. April 2020

Isolation, Tag 14: Traurigkeit

Zwei Wochen bin ich nun alleine. Bis auf ein paar Sätze mit den Nachbarn und eine kurze Unterhaltung mit einer Bekannten, der ich auf meiner Radtour eine kleine Überraschung vorbeigebracht habe, habe ich keine direkten Gespräche geführt. Also solche, ohne Bildschirm dazwischen.

Heute ist kein guter Tag. Nachts kann ich kaum schlafen, liege lange wach und grüble. Stehe früh auf und lege mich eine Weile später wieder hin. Den Laptop nehme ich mit ins Bett. Ich lese ein bisschen, ich schreibe ein bisschen und ich versuche mir bewusst zu machen, dass diese Zeit irgendwann vorbei gehen wird. Aber in der heutigen Stimmung überwiegt die Angst davor, dass das alles noch viel zu lange andauern wird.

Wann werden wir uns wieder unbesorgt treffen können, jemandem ohne komisches Gefühl dabei die Hand geben oder uns zur Begrüßung umarmen? Die ersten Tage schien mir vieles noch wie eine Art „Experiment“. Ich hatte eine gewisse Motivation, den Laborgesetzen zu folgen, alles irgendwie „richtig“ und unterm Strich das Beste aus der Gesamtsituation zu machen. Aber der Gedanke, dass die Versuchsdauer noch um mindestens drei Wochen verlängert wird, ist unangenehm. Ende April möchte ich meinen 30. Geburtstag feiern, die Einladungen habe ich bereits Anfang des Jahres verschickt. Ob und in welcher Form die Feier stattfinden kann, steht in den Sternen. Die Freundin von einer Arbeitskollegin hat heute Geburtstag. Wie so viele, die in diesen Tagen Geburtstag haben, hat sie sich den Tag sicherlich anders vorgestellt.

Ich merke, dass mich das Konzept, die Tage strukturloser und dadurch vermeintlich stressfreier anzugehen, doch nicht gänzlich überzeugt. Zwar habe ich trotz mehrfachen Wechsels zwischen Bett und Schreibtisch heute ein paar Dinge abgearbeitet, aber wirklich zufrieden stellt mich das nicht. Die wohl naive Hoffnung, alles möge möglichst bald wieder möglichst normal sein, schwebt irgendwo im Raum umher und macht es mir schwer, klare Gedanken zu fassen. Am Ende des Tages bleiben ein Gefühl von Traurigkeit und die Sorge, dass das Hin und Her zwischen Angst und Hoffnung die Nerven früher oder später überstrapazieren wird.

Im abendlichen Austausch mit einer Freundin stellen wir ein ums andere Mal fest, dass es uns gerade ähnlich geht. Zum Abschluss verabreden wir uns wieder zu einem morgendlichen Hangout und ich bin froh, mit der Situation nicht allein zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen